Kleine Züge, große Wirkung

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kaito Avatar

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Band 1 für kleine und große Fans der weltgrößten Modellbahn.

Das Miniatur Wunderland in der Speicherstadt Hamburg ist wohl eine der bekanntesten und beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Hansestadt. Mit "Das Vermächtnis des Wunderlands" veröffentlicht der Carlsen Verlag nun ein Leseabenteuer basierend auf dem Wunderland für Fans ab 9 Jahren.

Die Schrift ist auffallend groß, sodass auch unerfahrene Leser den Text gut erfassen können. Außerdem gibt es viele farbige ganz- oder doppelseitige Illustrationen zu bestaunen, inkl. einer Karte von Knuffingen. Zusammen mit dem goldgeprägten Cover ein echter Hingucker.

Die Geschichte um die Geschwister Hinderthür und ihrer Freundin Pi beginnt wie eine Mutprobe, die Kinder gerne mal abhalten. Doch dann passieren merkwürdige Dinge. Bis der Leser dass allerdings bemerkt, ist das Buch quasi schon wieder vorbei. Das liegt vor allem daran, dass die Figuren vor allem mit der großen Zugmesse in Knuffingen beschäftigt sind und die Merkwürdigkeiten selbst nur als lästige Unterbrechung wahrnehmen, ohne sie weiter zu hinterfragen. Schade, denn die Geschichte ist zwar ziemlich abenteuerlich, doch die echte Spannung kommt erst ganz zum Schluss auf.

Die Protagonisten sind eine nette Truppe. Allerdings kommen mir die beiden älteren Geschwister, Olivia und Bruno, einfach zu erwachsen vor. Zumindest für das Alter, dass sie eigentlich haben sollten. Und sie sind zum Teil ziemlich politisch (Stichwort Sexismus, Rassismus und ökologischer Fußabdruck). Ich fand es an einigen Stellen ziemlich anstrengend, da hier deutlich der Zeigefinger gehoben wird und abweichende Ansichten schnell als schlecht und falsch abgestempelt werden. Die super intelligente Pi und der verfressene Tom haben mir besser gefallen.
Die Eltern der Geschwister sind sympathisch zerstreut und die anderen Nebenfiguren passen sehr gut in die Geschichte.

Trotz der inhaltlichen Stolpersteine ließ sich das Buch flüssig und schnell lesen. Für die junge Zielgruppe sollte das Verständnis kein Problem sein. Begeisterung für Züge (mindestens die Modelle) und/oder das Wunderland sollte man aber in jedem Fall mitbringen.

Fazit:
Leider bleibt das Buch etwas hinter meinen Erwartungen zurück. Die Handlung ist bisher nur mäßig fesselnd und die Figuren heben mir etwas zu oft den politischen und sozialen Zeigefinger. Ich hoffe sehr, dass Band 2 mehr Wert auf Charaktertiefe und ein gutes Abenteuer legt.