Bedeutendes Buch über eine historische Persönlichkeit

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yellowdog Avatar

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James McBride nutzt für seinen Roman “Das verrückte Tagebuch des Henry Shakleford” die Erzählform eines Schelmenromans. Typisch dafür ist eine skurrile Ausgangssituation und die Erzählperspektive eines eher beobachtenden als agierenden Helden, und das ist Zwiebel bestimmt. Wichtigste Figur des Buches ist John Brown. Eine wirkliche, historisch belegte Figur, ein Abolitionist, der sich aktiv gegen die Sklaverei wandte.
Ich bin froh, dass ich durch diesen Roman über diese Persönlichkeit und den Geschehnissen rund um ihn, auf unterhaltende Weise informiert wurde.

John Brown wurde schon öfter in Filmen oder Fernsehen dargestellt, zum Beispiel von Johnny Cash in Fackeln im Sturm (falls sich noch jemand daran erinnert).
Der lange deutsche Titel gefällt mir nicht so gut wie der Originaltitel The Good Lord Bird. Shließlich ist es ja nicht wirklich eine Tagebuchform, in der erzählt wird.
Ansonsten ist das mächtige Buch aber eine wirklich gute Arbeit des Verlages btb, Gesamtgestaltung, Cover, Schriftgröße usw., alles sehr gelungen.

Der leicht Humoreske Ton des Buches erlaubt dem Autor leicht und locker zu schildern, auch wenn viel tragisches passiert. Die Handlung ist über mehrere Jahre angelegt und inhaltlich und thematisch nicht zu unterschätzen.
James McBride hat den National Book Award nicht umsonst gewonnen.
Obwohl mein Eindruck vom Buch überwiegende positiv ist, möchte ich auch Kritikpunkte anbringen. In manchen Passagen geht es schleppend vorwärts, dadurch wird es manchmal langweilig, ein paar Szenen belanglos.
Auch war ich enttäuscht, dass eine gut aufgebaute Nebenfigur, wie der leicht zurückgebliebene Fred, schon früh im Buch sterben muss. Aber natürlich, gerade die traurigen Momente geben dem Buch eine Größe.
Ich würde jederzeit wieder etwas von James McBride lesen, er ist für mich eine gute Entdeckung. Vielleicht finde ich ja bei Gelegenheit eines seiner älteren Bücher.
Ich gebe dem Buch gute vier Sterne!