Glory, glory, hallelujah!

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sursulapitschi Avatar

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John Brown’s body lies a-mouldering in the grave, … , but his soul goes marching on.
Das Lied kennt jeder, nur wer John Brown war, weiß kaum jemand hierzulande. Um diesen Mann geht es hier, Old John Brown, der Revolverheld, Terrorist, Abolitionist, Heiliger, Irrer, er hat wohl schon zu Lebzeiten polarisiert.

Es dauert allerdings eine Weile, bis man versteht, was man da eigentlich liest.
Hier erzählt der Sklavenjunge Henry Shakleford seine unglaubliche Geschichte. Henry ist 12 Jahre alt, als er von John Browns Bande zufällig aus der Sklaverei befreit wird. Obwohl er ganz zufrieden war mit seinem Leben, muss er von Stund an am Befreiungskampf teilnehmen und durch die Lande ziehen. Nicht nur das, er wird auch noch für ein Mädchen gehalten und „Zwiebel“ genannt und obwohl ihm das nicht gefällt, verschafft ihm diese Rolle doch ein wenig Schonfrist. Ein Mädchen bekommt vielleicht manch lästige Aufgabe zugeteilt, muss aber nicht im Kampf „ihren Mann stehen“.

Mit beißender Ironie und unglaublichem Wortwitz erzählt James McBride Henrys skurrile Geschichte, die man für ein spaßiges Abenteuer halten könnte, wenn sie nicht objektiv betrachtet leidvoll, brutal und blutig wäre.

„Er verlor Blut und Gedärm…Der Mann fiel platt hin und hörte da und dort auf, Steuern zu zahlen. Aus.“

Da bleibt einem das Lachen im Halse stecken.

Durch Henrys Augen erlebt man hier die Anfänge des amerikanischen Bürgerkriegs, das Schicksal einiger Sklaven und Freiheitskämpfer, den Kampf gegen Borniertheit, Vorurteile und Traditionsbewusstsein und auch das Entstehen einer Legende. Wer war er, der Alte Mann? Ein religiöser Eiferer? Ein brutaler Revolverheld? Oder war er einfach nur verrückt?

„Um es klar zu sagen, ich hatte in dem Moment keine Angst. Nein, ich fühlte mich geradezu wohl, denn zum ersten Mal war sicher, dass ich nicht die einzige Person auf der Welt war, die wusste, dass dem Alten Mann der Käse vom Keks gerutscht war.“

Ein wenig liest es sich wie Huckleberry Finn meets Don Quichote, Junge aus ärmsten Verhältnissen wird gezwungen mit einem fanatischen Helden für Ideale zu kämpfen, die entweder nobel oder illusorisch sind. John Browns Befreiungsarmee bestand selten aus mehr als 15 Mann, war aber landesweit berüchtigt. Noch dazu hatten wohl die meisten Schwarzen eher Angst davor, befreit zu werden.

Dieses Buch hat mich erst amüsiert, nach und nach gefangen genommen und zum Schluss tief beeindruckt. Es erzählt höchst originell ein eher unbekanntes Stück amerikanischer Geschichte, macht betroffen, nachdenklich und Lust auf mehr davon.

… but his soul goes marching on.