Henry Shackleford

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Der Titel "Das verrückte Tagebuch des Henry Shackleford" lässt vermuten, dass es sich dabei um die Biographie eines Henry Shackleford handelt, einem Schwarzen, der zur Hochzeit der Sklaverei in Amerika gelebt hat, und dies jahrelang als Mädchen, was es für mich erst recht interessant gemacht hat. Doch eigentlich geht es in diesem Buch um den Krieg gegen die Sklaverei und um die Suche nach der eigenen Identität. Henry Shackleford, genannt "Zwiebel", begleitet den berühmt berüchtigten Captain John Brown, genannt "der Alte Mann", ein Weißer, der sich von Gott dazu berufen sieht, das schwarze Volk aus der Versklavung zu befreien. Da das Buch im 19. Jahrhundert spielt, ist es voll von heutzutage politisch inkorrekten Ausdrücken (wie "Neger" oder "schwarze Rasse") und so finde ich es auch schwierig, meine Rezension "politisch korrekt" zu formulieren, aber ich werde es versuchen.

Henry, der bis dahin eigentlich ein recht zufriedenes Leben als Sklave geführt hat, wird von John Brown von seinem Master befreit. Sein Vater kommt dabei ums Leben und so begleitet er den Alten Mann nicht ganz freiwillig. Der Alte Mann hält Henry für ein Mädchen und jahrelang hält Henry es nicht für nötig, das Missverständnis aufzuklären, denn er merkt schnell, dass das Leben als Mädchen auch seine Vorzüge hat. Erst als er sich Jahre später in die Tochter des Alten Manne verliebt, wird es schwierig. Henry versucht einige Male, auszubrechen und in die Freiheit zu kommen, denn das Leben beim Alten Mann ist nicht die Freiheit, die er sich für sich wünscht, doch durch Zufälle verschlägt es ihn immer wieder zurück zu ihm.

Ich fand das Buch unterhaltsam und mit viel Humor geschrieben. Stellenweise hat es mich an die Bücher von Jonas Jonasson erinnert ("Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" oder "Die Analphabetin, die rechnen konnte"). Manchmal fand ich es aber auch etwas emotionslos geschrieben, z.B. als Henrys Vater stirbt, dieser aber nicht wirklich um ihn zu trauern scheint. Das Buch behandelt zwar ein ernstes Thema, der Humor bleibt aber im Vordergrund. Es ist eine Kunst, wenn das gelingt und ich finde, James McBride hat das ziemlich gut hingekriegt.

Bevor ich das Buch gelesen habe, wusste ich nicht, dass es John Brown wirklich gegeben hat. Das macht das Buch sehr interessant, besonders auch, weil es einen guten Eindruck in die Zeit es 19. Jahrhunderts in Amerika gibt, kurz bevor der Bürgerkrieg ausgebrochen ist. Für mich war das Buch eine Zeitreise zurück in eine Zeit, über die ich bisher nicht viel mehr wusste als das, was kurz in der Schule behandelt wurde. Ich würde das Buch unbedingt jedem empfehlen, der sich für das Thema interessiert und auch denjenigen, die einfach eine unterhaltsame Lektüre suchen.