Keine leichte Kost!

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amena25 Avatar

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In einer Art Tagebuch erfährt man aus Sicht des befreiten Sklaven Henry Shackleford, was sich im Amerika in den 1850er Jahren zur Zeit der Sklavenhaltung ereignete. Dabei erzählt Henry in einer sehr umgangssprachlichen, bisweilen ziemlich derben, aber auch sehr anschaulichen Sprache, wie er vom überzeugten Abolitionisten John Brown gewaltsam befreit wird und wegen seiner zierlichen Figur für ein Mädchen gehalten wird. Von nun an ist Henry Henrietta, da es für ihn weniger gefährlich ist, als Mädchen aufzutreten.
Bei der Befreiungsaktion stirbt Henrys Vater, sodass er, vorher schon ohne Mutter, nun Waise ist und mit Old John Brown und seiner Bande umherzieht. Brown schenkt dem armen „Waisenmädchen“ Henrietta/Henry eine Zwiebel, die dieser nichts ahnend isst, dabei handelte es sich aber um Old John Browns Glücksbringer, sodass dieser nun dafür Henry/Henrietta als Glücksbringer bei sich behält. So kommt Henry auch zu seinem Spitznamen „Zwiebel“.
Die gewöhnungsbedürftige Sprache macht den Einstieg in die Geschichte nicht ganz leicht. Auch fällt es zunächst schwer, den roten Faden zu finden, was an zahlreichen den Abschweifungen liegt, die Henry in seine Erzählung einfügt. Noch schwieriger ist es, den „Predigten“ John Browns sinngemäß zu folgen, was aber wohl so gedacht ist, da auch Henry der Meinung ist, dass ,,das Glauben und Irrsein“ zusammengehen. Und so wie er Old John Brown beim Beten beschreibt (,,Gerade, wenn er einen Gedanken zu beenden schien, kam ihm ein neuer in die Quere, und schon krachte der nächste in ihn rein, und der übernächste, bis am Ende alles zusammenrumste und sich vermischte und keiner mehr wusste, was und wer was war und warum er das betete“), geht es einem beim Lesen stellenweise auch, allerdings kann man sich dabei gut amüsieren.
Obwohl diese Zeit und der Krieg zwischen Befürwortern und Gegnern der Sklavenhaltung schon sehr lange zurückliegen, schafft es der Autor McBride, den Leser Geschichte hautnah und unterhaltsam miterleben zu lassen. Für geschichtlich Interessierte und Liebhaber bildhafter Sprache auf jeden Fall ein lohnenswertes Buch. Allerdings keine leichte Kost!