Island im Herzen

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Das hat Pias Großmutter Greta bereits seit vielen Jahrzehnten, denn als ganz junge Frau hatte sie dort 1949/50 ein Jahr verbracht, sozusagen als Gastarbeiterin. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden nämlich dort auf den Höfen Arbeitskräfte gesucht - eine der wenigen Möglichkeiten für deutsche Frauen für einen Neubeginn im Ausland.

Doch Greta war nicht dort geblieben, im Gegensatz zu ihrer Schwester Helga, die auf Island eine Familie gegründet und nie mehr ihren Fuß auf deutschen Boden gesetzt hat. Auch der Kontakt zwischen den beiden Schwestern war seit langem abgebrochen.

Doch dann - wir schreiben das Jahr 2017 - kommt eine Einladung zu Helgas 90stem Geburtstag. Greta ist bereit, diese anzunehmen, doch nur wenn sie Verstärkung bekommt: Enkelin Pia und deren Tochter Leonie sollen sie begleiten. Trotz ihres sehr engen Verhältnisses zu Greta hat Pia keine Ahnung, was damals vorgefallen ist - die Großmutter weigert sich schlicht, darüber zu sprechen.

Pia und vor allem Leonie können sich schnell begeistern - sowohl für die Umgebung als auch für die Bewohner. Wobei letztere durchaus ein wenig sperrig sein können, vor allem der männliche Teil.

Island in seiner vollen Pracht - das bekommt der Leser - bzw. vielmehr die Leserin, es ist nämlich ein typischer Frauenroman - hier intensiv vermittelt, vor allem das Wesen der Isländer wird den Rezipientinnen nähergebracht. Auch die Informationen zu den historischen Ereignissen - zur Übersiedlung deutscher Arbeitskräfte, vor allem Frauen, nach Island, sind durchaus fundiert und ausgesprochen interessant.

Doch so sehr ich Romane liebe, die auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen spielen - hier hat mir gerade bei dem Erzählstrang in der Gegenwart so einiges an handlungsfüllendem Leben, an Emotionen und Hintergründen gefehlt. Im Nachkriegsstrang war davon mehr vorhanden, doch auf beiden Ebenen war schnell abzusehen, worauf alles hinausläuft. Dadurch verliert sich aus meiner Sicht ein wenig die Bedeutsamkeit - ich merke bereits jetzt, wenige Tage nach dem Lesen, dass ich die Namen nochmal nachblättern muss, auch viele Teile der Handlung werden schnell aus meinem Gedächtnis entschwinden - ein Buch so leicht und luftig wie ein isländischer Sommertraum. Also sehr kurzlebig, wenn überhaupt vorhanden.

Dennoch eine Leseempfehlung von mir - für einen unterhaltsamen Familienroman. Passt gut als Urlaubslektüre - nicht nur für Island-Reisende!