Nett, aber mehr nicht

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In diesem Gesellschaftsroman wird der Leser in einem leicht und flüssig zu lesenden Schreibstil angenehm durch die Geschichte geführt. Diese spaltet sich in zwei Teile auf - einen, der in der Zeit unmittelbar nach Kriegsende spielt und einen Teil, der in der Gegenwart angesiedelt ist.
Zwei junge Schwestern ohne nennenswerte Zukunftsaussichten im Nachkriegsdeutschland 1949 verpflichten sich für ein Jahr als Landwirtschaftsgehilfinnen auf abgelegenen Bauernhöfen auf Island. Dort werden sie in die Familien integriert und arbeiten von früh bis spät. Ein endlos langer Winter in überwiegend eiskalter Dunkelheit und primitive Lebensverhältnisse ohne Strom und fließend Wasser, lassen die beiden Schwestern die kleinen Freuden zwischendurch umso herzhafter genießen. Das bleibt nicht ohne Folgen, was viel Trauer und vor allem verletzten Stolz hervorbringt.
Die Gegenwartsgeschichte erzählt die Entwicklung der Enkelin einer der Schwestern. Als alleinerziehende Mutter mit Teenagertochter fährt sie mit ihrer Oma zu deren Schwester nach Island einen runden Geburtstag zu feiern. Doch die Liebe schleicht sich heimlich dazwischen und sorgt für einige kleinere Turbulenzen.
Die an sich gut erzählte Geschichte erfährt jedoch einen herben Dämpfer, weil arg strapazierte Klischees angewendet werden, bevor alle glücklich ins Happy End schweben. Und dieses Happy End ist im Verlauf der Lektüre ziemlich offensichtlich, weil die Bausteine dafür vorher schon fast plakativ konstruiert wurden.
Dem Ganzen wird noch die Krone aufgesetzt, in dem ein persönliches Drama eines Protagonisten zu seiner Entscheidungsfindung noch schnell in die Geschichte montiert wird, wenn sie eigentlich den Scheitelpunkt der Spannung schon eine Weile überschritten hat. Das ist schade und macht das Ende pseudodramatisch, weil der Erkenntnisprozess für den Leser unsichtbar bleibt und nur als Information mitgeteilt wird.
Insgesamt eine flüssig erzählte Geschichte in schöner Landschaft, die aber unter den faden Klischees zu einer langweiligen Story verkommt.