Opulentes Drama

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misspider Avatar

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Das Vogelmädchen von London entführt uns in eine Welt voller schwülstiger Dramen, tragischer Geschichten und magischer Momente. Der Grundton ist düster und auch wenn immer wieder ein Hoffnungsschimmer aufblitzt, kann er das Leid und Leiden, dass sich durch die gesamte Handlung zieht, doch nicht durchdringen.

Shay kann als Vogelmädchen die Zukunft vorhersagen - so wird es jedenfalls behauptet. Als sie bei einem Fluchtversuch, nachdem sie Vögel aus einem Laden befreit hat, dem Jungen Nonesuch begegnet, soll sich ihr bisheriges Leben für immer ändern. Nonesuch führt Shay in die Welt des Theaters ein, in der alles schöner Schein ist und doch hinter den Kulissen Leid und Verzweiflung herrschen. Das Theater wird zu einem Ventil, mit dem Shay genauso wie Nonesuch ihr wahres Leben abstreifen und in jede Rolle schlüpfen kann. Shay findet in den Jungen des Theaters eine neue Familie und mit Nonesuch ihre erste bittersüsse Liebe. Doch als auch andere von ihrem Talent als Wahrsagerin erfahren und schliesslich die Pest die Leute aus der Stadt vertreibt, beginnt für Shay eine tragische Odyssee - doch ein Vogelmädchen lässt sich nicht in einen Käfig sperren.

Die Handlung sprudelt nur so über vor originellen Ideen, allerdings gingen in diesem bunten Wirbel aus zu vielen Eindrücken die Charaktere ein Stück weit unter. Man hatte kaum Gelegenheit sich auf eine Situation einzulassen da kam schon die nächste Wendung, und mit Drama wurde dabei wahrlich nicht gespart. So wirkten nicht nur Teile, sondern das gesamte Buch wie ein irrsinniges Bühnenstück, welches die Sinne mit zu vielen flüchtigen Eindrücken überflutet und kaum Raum zum Luftholen lässt. Oft fehlten mir Zeit und Tiefe, um den Charakteren wirklich nahe zu kommen und mich ganz in der Geschichte zu verlieren, zu flüchtig waren die aneinandergereihten Szenen.

Fazit: das Buch wird von einer überbordenden Fülle an Ideen beherrscht, die einen in einen traumhaften Rausch von Farben, Gerüchen und Klängen versetzt, der die Geschichte wie ein einstudiertes Theaterstück wirken lässt.