Phantastische Reise durch ein längst vergangenes London

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imperatorwilma Avatar

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Mir fällt es wirklich schwer, den Inhalt, oder zumindest einen ansatzweisen Ausblick auf das Buch in wenigen Sätzen zusammenzufassen. Und da wären wir auch schon bei meinem ersten großen - eigentlich dem Hauptproblem - des Buches. Ich hatte den Klappentext schon nicht so ganz durchblickt, erwartete mir ein Theater, dass in die höchsten Kreise der Londoner Gesellschaft aufsteigen würde, wodurch unsere Protagonistin Shay in Berührung mit dem Königshof und der Königin selber kommen würde. Das ganze dann garniert mit fantastischen Elementen, bei denen die Grenze zum Realismus verschwimmt. In dieser Hinsicht wurde ich auch nicht enttäuscht. Physische und Metaphysische Magie findet statt. Aber die Geschichte weiß dennoch nicht so ganz, was sie nun eigentlich möchte. Immer wieder werden neue Richtungen angerissen, ohne dass sich letztendlich darauf weiter intensiviert wird. Teilweise werden wirklich interessante Dinge am Rande erwähnt, die meiner Meinung nach deutliches Potential haben, und dann einfach liegen gelassen. Es entsteht ein richtig konfuses Bild der Geschichte und noch dazu kommt, dass das eigentliche Ziel der Geschichte, woraufhin die Protagonist:innen hinarbeiten, undurchsichtig bis nicht existent ist. Ich hatte die ganze Geschichte über absolut keine Ahnung, auf was ich nun eigentlich hinsteuere. Im Mittelteil lichtete sich der Nebel, hier wurde die Geschichte viel klarer und Strukturierter, verlief lange in einem linearen Muster, doch im letzten Drittel liesen Aufbau und Struktur wieder stark nach. Dennoch muss man dem Buch eines lassen, über weite Teile ist es wirklich rasant, spannend und hat wirkliches Pageturner Potential.

An den Figuren unserer Geschichte muss ich auch noch einmal Kritik üben. Shay und Nonesuch sind eigentlich so ziemlich die beiden wichtigsten Figuren der Geschichte. Dennoch vermag es der Autor nicht, ihnen eine angemessene Tiefe und eine Charaktergestaltung zu geben, die ihrer Rolle gerecht werden würde. ZU Shay konnte ich keine wirkliche Bindung aufbauen, auch wenn man immer wieder ihre Emotionslage sehr nahe mitbekommt, und Nonesuch war so blass, dass er mir mit der Zeit auch einfach egal wurde. Im Näheren Umfeld des Theater gab es dann auch noch ein paar andere Charaktere, die eigentlich interessant wären, zumindest, was man so angedeutet bekommt, aber ja, sie bleiben mehr als nur farblos.

Was ich dem Autor allerdings zugute halten muss, ist, dass er es vermag, ein spannendes Setting zu kreieren. Die Beschreibungen vom pulsierenden Leben in London haben fast süchtig gemacht. Im Generellen wurde alles immer geradezu magisch und fantastisch beschrieben, was bei mir sehr oft das Bedürfnis, weiterzulesen gesteigert hat.

Insgesamt ist das Buch viel zu konfus und undurchsichtig, als wisse der Autor selbst nicht so ganz, was alles er nun in die Geschichte packen solle. Die Spannung und die Atmosphäre können das Buch aber teilweise retten. Dennoch leider keine Leseempfehlung.