Familiengeheimnisse

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
gkw Avatar

Von

Nachdem Hannah Job und Wohnung verlor, kehrt sie zurück nach London, um ihren Vater zu pflegen. Der ist dement, verwechselt sie oft mit ihrer Mutter und bitte sie ständig um Verzeihung. Ihre Mutter starb vor über 20 Jahren unter merkwürdigen Umständen, genaueres konnte ne geklärt werden. Hannahs älterer Bruder Reece hat den Kontakt zur Familie abgebrochen, da er den Vater für den Mörder hält. Hannah hatte dies stets ausgeschlossen, jetzt wird sie unsicher. So beginnt sie mit privaten Ermittlungen, kleidet sich wie die Mutter, um Reaktionen auszulösen.

Was sich hier wie ein Krimi / Thriller liest und auch als Thriller deklariert und beworben wird, ist tatsächlich eher ein Familiendrama mit Thrillerelementen.
Hannah ist 37 und eine chaotische Person. Von "außen" betrachtet ist sie ein klassischer Loser, in allen Bereich gescheitert. Ihr älterer Bruder hingegen hat es weit gebracht, ist ein bekannter und umschwärmter Schauspieler geworden.

So chaotisch Hannah auch ist, als Person ist sie authentisch. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus Hannahs Sicht, so dass auch der Leser nicht mehr als ihre - teilweise vielleicht falsche - Wahrnehmung und Bewertung von Vorgängen hat.
Sie kämpft sich durch ihr Leben, nun auch durch die Vergangenheit, deckt jede Menge Lügen und Geheimnisse auf. Sie nimmt mit vielen Personen aus der Vergangenheit ihrer Mutter Kontakt auf, ständig hat sie jemand anderen in Verdacht.

Das ist unterhaltsam und munter zu lesen. Der Stil ist sicher nicht sehr anspruchsvoll, aber flüssig und insbesondere passend zur Hauptperson, aus deren Sicht ja geschildert wird. Vieles ist humorvoll und was mir besonders gefiel, waren Sarkasmus und Selbstironie, mit denen Hannah ihr Leben schildert.

Spannung, wie man sie von typischen Thrillern kennt, gibt es nicht. Aber durch den Lauf der Handlung und das steigende Interesse an den Personen, deren Vorgeschichte und weiteres Schicksal man verfolgen möchte, baut sich dennoch eine Spannung auf, die durch die stetigen Wendungen und aufgedeckten Lügen auch gehalten wird.

Das Buch ist mehr ein Roman über eine Familientragödie als ein Thriller und handelt von Familiengeheimnissen, Lügen und Schuldgefühlen. Im Hintergrund beschäftigt er sich auch mit Demenz und Alkoholismus.

FAZIT: ein unterhaltsamer Roman über ein Familiendrama, mit Humor und Selbstironie geschrieben und ergänzt mit Thrillerelementen