Das Leben mit seinen Auf und Abs

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petris Avatar

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Meg Wolitzer ist mir ein Begriff, seit ich ihren Roman „Die Interessanten“ gelesen habe. Schon damals war ich sehr angetan von ihrer ruhig dahinfließenden Erzählweise und davon, wie differenziert sie ihre Charaktere zeichnet.

Und genau dieser Stil setzt sich auch in ihrem neuen Roman fort. Unaufgeregt, ohne aber kühl und distanziert zu schreiben, erzählt sie ihre Geschichte. Die Figuren sind Menschen mit Stärken und Schwächen, die aber versuchen das Richtige zu tun und gut zu sein. Dennoch machen auch sie Fehler, verletzen andere und treffen falsche Entscheidungen.

In den Beschreibungen wird von einem Roman gesprochen, in dem es um Feminismus geht. Das stimmt auch. Aber für mich steht viel mehr die Frage im Vordergrund, welche Momente in unserem Leben, Begegnungen, Entscheidungen, Herkunft,… es sind, die uns zu dem Menschen machen, der wir sind oder der wir am Ende werden.

Am Beispiel der Protagonistin Greer Kadetzky wird das im Roman aufgezeigt. Ihre Eltern sind alternative Kiffer, keine große Hilfe, aber Greer ist klug und ehrgeizig, so bekommt sie auch eine Zusage für Yale, allerdings haben ihre chaotischen Eltern den Antrag für das Stipendium versemmelt und so wird nichts aus Yale. Es bleibt nur das mittelmäßige Ryland College, das sie anfangs hasst. Allerdings lernt sie dort die energiegeladene Zee kennen, die sie anstachelt und antreibt und die zu einer Freundin fürs Leben wird. Sie ist auch dafür verantwortlich, dass sie zum Vortrag der bekannten Feministin Faith Frank geht. Eine Begegnung, die ihren weiteren Lebensweg bestimmen wird.
Im Mittelpunkt stehen diese beiden Frauen, die eine am Ende einer Erfolgsgeschichte, die andere am Anfang ihres Erwachsenenlebens. Ein weiterer Erzählstrang lässt uns am Leben Corys, des Freundes von Greer, teilhaben. Ein erfolgreiches Leben scheint vorprogrammiert, doch spielt das Leben oft nicht so wie erwartet.

Nichts was in dem Roman passiert, könnte nicht auch im echten Leben vorkommen, dennoch ist es nie langweilig. Gefesselt, gespannt, berührt, manchmal auch entsetzt, folgt man als Leser*in dem Erzählfluss und kann es kaum glauben, wie schnell man am Ende der fast 500 Seiten angelangt ist.

Ein Roman, der zum Nachdenken anregt, der sich gut liest, unterhält und einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Ich bin schon gespannt, was wir aus der Feder Meg Wolitzers noch lesen werden können!