Feministinnen

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buecherfan.wit Avatar

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Im Mittelpunkt von Meg Wolitzers neuem Roman “Das Weibliche Prinzip“ steht Greer Kadetzky, die nach dem Schulabschluss ein Studium an der fiktiven Ryland Universität beginnt, während ihr langjähriger Freund Cory nach Princeton geht. Eigentlich war sie in Yale angenommen worden. Daraus wird jedoch nichts, weil ihre trinkenden und kiffenden Hippieeltern die Unterlagen für das Stipendium nicht korrekt bearbeiten. Bald findet die schüchterne Greer in der selbstbewussten Zee Eisenstat eine treue Freundin. Dann passieren zwei Dinge: Greer wird bei einer Party in einem Verbindungshaus Opfer eines sexuellen Übergriffs und trifft bei einem Vortrag die 63jährige Faith Frank, die Ikone der Frauenbewegung. Greer ist schwer beeindruckt von der charismatischen Frau. Nach Abschluss ihres Studiums wird sie sich erfolgreich bei der von Faith geleiteten Non Profit-Organisation bewerben. Greer macht dort einen guten Job, indem sie Frauen in Not eine Stimme verleiht und ihnen zusammen mit der Stiftung hilft. Sie ist glücklich mit ihrem Job und bewundert ihr Idol. Nach einem viel beachteten öffentlichen Auftritt erfährt Greer, dass sie manipuliert worden und genauso wie Faith unwissentlich in einen schändlichen Betrug verwickelt worden ist. Greer muss erkennen, dass niemand unfehlbar ist, auch sie selbst nicht, und orientiert sich neu.
Der Roman beschreibt die Wachablösung der älteren Frauenrechtlerinnen durch eine kämpferische junge Generation von Feministinnen, wie die aktuelle MeToo-Bewegung zeigt. Als Leser hat man den Eindruck, dass wie so oft die Realität die Fiktion bei weitem übertrifft, hat sich doch die Protagonistin als erfolgreiche Bestsellerautorin mit Anfang 30 ziemlich gemütlich in einem bürgerlichen Leben eingerichtet und wirkt so gar nicht militant.
Im Roman geht es jedoch nicht nur um Frauenrechte und den langen Weg zu ihrer Verwirklichung, sondern auch um eine Vielzahl anderer Themen. Es gibt eine Liebesgeschichte, und es geht um Freundschaft und Verrat, berufliche Ambitionen, Kritik an Kapitalismus und allgegenwärtigem Materialismus. Jede Frau – jeder Mensch – muss die Ideale finden, nach denen er oder sie leben will. Wir müssen selbst herausfinden, welche Art Mensch wir sein wollen.
Ich habe dieses gehaltvolle, sprachlich anspruchsvolle Buch gern gelesen – nicht zuletzt wegen seiner unübersehbaren Aktualität - und bin nach “The Wife“ und “Die Stellung“ noch mehr überzeugt, dass Meg Wolitzer eine wichtige Stimme in der amerikanischen Gegenwartsliteratur ist.