Nicht so überzeugend, wie es der englische Originaltitel verspricht

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takabayashi Avatar

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Am Ende der Lektüre fragte ich mich, was denn nun das "weibliche Prinzip" sein soll, bis mir die Idee kam, nach dem Originaltitel zu schauen: "The Female Persusasion", was übersetzt etwa "Die weibliche Überredungskunst" heißt. Und das passt auch viel besser, denn Faith Frank, feministische Ikone, die im Leben der jungen Protagonistin Greer Kadetsky eine große Rolle spielt, beherrscht die Kunst der Überredung, ja, der Verführung (nicht im sexuellen Sinne gemeint).
Greer begegnet Faith zum ersten Mal, als diese an ihrem Provinzcollege einen Vortrag hält. Das kurze persönliche Gespräch mit ihr gleicht einem feministischen Erweckungserlebnis für Greer, macht ihr Mut und gibt ihrem Leben eine Richtung.
Wir folgen den beiden über einen Zeitraum von 13 Jahren, in denen es Greer nach Studienabschluss gelingt, einen Job in der von Faith geleiteten Stiftung zu bekommen. Im Zuge dieser Arbeit lernt sie, wo ihre persönlichen Talente liegen, wird aber zu einem späteren Zeitpunkt von Faith enttäuscht und findet schließlich Erfüllung als erfolgreiche Buchautorin.
Neben Greer und Faith spielen noch 2 weitere Personen eine größere Rolle: Greers Studienfreundin Zee und der Nachbarssohn Cory, Sohn portugiesischer Einwanderer und Greers große Liebe. Der Roman springt zwischen den Protagonisten hin und her, erklärt in zahlreichen Rückblenden die Hintergründe der Figuren und liest sich generell gut und spannend. Allerdings ist er mit Themen überfrachtet und verzettelt sich darin: Gleichberechtigung, sexuelle Belästigung, gleichgeschlechtliche Liebe und Ehe, Rückhalt von Kindern in ihren Familien, Klassengesellschaft, Ausbeutung, Kommerzialisierung ... und und und. Es ist durchaus interessant, die handelnden Personen und ihr Leben kennenzulernen, aber mir fehlt irgendwie der rote Faden, ein Fazit, das klar macht, warum die Autorin uns diese Geschichten erzählt.
Nicht schlecht, aber im Verhältnis zum Hype um dieses Buch doch etwas enttäuschend.