Ein Plädoyer für die bedrohten Arten

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mirko Avatar

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„Das Wesen des Lebens“ von Iida Turpeinen ist definitiv kein gewöhnliches Buch. Es ist eine Liebeserklärung an das Wunder des Lebens, an die ausgestorbenen Arten, die unsere Welt einst bevölkerten und für immer verloren sind.
Man spürt zwischen den Zeilen die Liebe der Autorin zur Vielfalt der Arten. Wenn man liest, bekommt man ein Gefühl dafür, wie sie durch Helsinkis Naturkundemuseum geht und sich der Faszination vergangener Zeiten hingibt, die sich vor ihren Augen abspielt.
Als Medium für ihre Geschichte hat sie die Stellersche Seekuh gewählt. Das klingt ungewöhnlich, ist aber etwas, auf das man sich auf jeden Fall einlassen kann. Dieses ausgestorbene Wesen ist das literarische Bindeglied für all das, was die Autorin hier erzählt. Die Geschichten spielen sich auf vier Zeitebenen ab, wobei die sich untereinander noch viel weiter verzweigen. Turpeinen schreibt in kurzen Sätzen und berichtet in einem eher neutralen Ton. Das hat den Nachteil, dass man sich als Leser selten oder nur kurzzeitig auf einer Gefühlsebene mit den Charakteren verbinden kann. Die Autorin hat dies aber bewusst so gewählt, um zum einen alles wie ein Puzzle miteinander verbinden zu können und darüber hinaus auf das Wesentliche fokussiert zu bleiben, nämlich die ausgestorbenen Wesen, denen der Roman gewidmet ist.
Und wie ihr das gelingt. Sie beschäftigt sich mit großen Fragen, philosophiert über das Leben und die Rolle des Menschen auf unserem Planeten. Seit Jahrhunderten streben wir nach Reichtum und Macht, ohne Rücksicht auf den unwiederbringlichen Verlust zahlreicher Arten zu nehmen. Im Roman wird von denen erzählt, die ausschließlich wegen des Geldes Jagd machten. Oder von Sammlern, die sich oftmals keine Gedanken über die Folgewirkung ihrer Leidenschaft machten. Aber auch von denen, die erkannten, dass wir bedrohte Arten beschützen müssen, um sie nicht für immer zu verlieren.
Der Roman ist somit ein Plädoyer für den Schutz dieser Arten, aber auch ein Fingerzeig, dass vieles bereits längst verloren ist und sich nicht wieder gutmachen lässt. Das Ganze verpackt Turpeinen in ein solides literarisches Korsett, dass sich gut lesen lässt, gleichzeitig aber auch anspruchsvoll und mit Liebe zum Detail erarbeitet wurde. Von meiner Seite eine klare Leseempfehlung!