Forschungsreisen, Biografisches und Naturgeschichte

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In „Das Wesen des Lebens“ werden mehrere Geschichten erzählt, die lose zusammenhängen und durch die Stellersche Seekuh verbunden sind. Die erste Person, die wir näher kennenlernen, ist Georg Wilhelm Steller, der mit Vitus Bering an einer Expedition teilnimmt. Bezeichnend für seinen Forschergeist ist insbesondere eine Szene: Auf einem unwirtlichen Eiland gestrandet, leidet die Mannschaft an Hunger und Skorbut. Und obwohl die Sichtung der Seekuh ihn in der Erkenntnis bestätigt, dass wohl keine menschliche Siedlung in der Nähe ist, ist sein Enthusiasmus spürbar.

In der Folge werden mehrere Forscher, aber auch unbekanntere Personen wie Frau und Schwester des Gouverneurs von Alaska oder die Zeichnerin Hilda Olson, porträtiert. Die Seekuh fungiert dabei quasi als roter Faden durchs Buch, auch wenn sie zunehmend in den Hintergrund tritt. Kein Wunder, waren doch die letzten Herden nur Jahrzehnte nach Stellers Beobachtungen ausgerottet und die nach ihm benannte Seekuh tritt nur noch in Form von Knochen auf.

Das Buch wechselt zwischen Momentaufnahmen, der Schilderung einzelner Szenen, und eingestreuten Hintergrundinformationen. Man liest Episoden aus der persönlichen Geschichte der Protagonisten und erfährt Hintergründe zur Geschichte des Lebens auf der Erde, den Zusammenhang von Seekühen und Meerjungfrauen oder wie die Idee des (menschgemachten) Artensterbens entstand. Die Schilderung der Ereignisse ist intensiv, durch die detaillierten Beschreibungen gefühlvoll und teilweise traurig.

Die Autorin hat einen sehr eindrücklichen Schreibstil, der auch literarisch punkten kann. Weiter auflockernd finden sich Listen und Notizen im Buch. Mir hat der Anfangspart am besten gefallen, also die Geschichte der leidensreichen Bering-Expedition, aber das ist auch einfach eine persönliche, thematische Präferenz. Je weiter das Buch fortschreitet, desto mehr mäandriert die Erzählung und vagabundiert zu Eiersammlern und Spinnenfängern. Irgendwann habe ich mich gefragt, ob der Schwenk zurück zur Seekuh überhaupt noch kommt (tat er).

Der Mix aus Biografien, Wissenschaftsgeschichte und Abenteuer hat mir gut gefallen. Ab und zu hatte man den Eindruck, dass etwas willkürlich einem Erzählstrang gefolgt wurde, aber das immer interessant und so gut formuliert, dass es Spaß gemacht hat, weiterzulesen und sich bis zum Ende durch das Buch treiben zu lassen.