Wie gerne würde ich einmal eine Stellersche Seekuh sehen!
In ihrem Roman „Das Wesen des Lebens“ zeichnet Lida Turpeinen einen kleinen Bereich der Ko-Existenz von Natur und Mensch nach, und wie schnell dieses fragile Konstrukt durch den Eingriff von außen zerstört werden kann.
Mitte des 18. Jahrhunderts war Georg Wilhelm Steller gemeinsam mit Vitus Bering und seiner Mannschaft Teil der zweiten Kamtschatka Expedition, die die Landmassen im Norden vermessen und einen wirtschaftlich interessanten Seeweg zwischen Amerika und Asien, der Nordostpassage, erkunden sollte (die Wirtschaftlichkeit sollte sich nicht erfüllen). Sie landen auf einer kleinen Insel, die später nach dem Kapitän benannt wird – Beringinsel – und Steller widmet sich seinen naturkundlichen Forschungen, während die übrige Mannschaft damit beschäftigt ist, ihr Überleben zu sichern. In dieser Zeit entdeckt Steller ein großes Meeressäugetier, von dem er noch nie gehört, geschweige denn darüber gelesen hätte: die später nach ihm benannte Stellersche Seekuh (eine entfernte Verwandte des Dugongs).
Ausgehend von dieser Entdeckung strickt Lida Turpeinen ihr Buch um Lebewesen in der freien Natur, und wie schnell diese durch den Eingriff des Menschen vernichtet wurden und werden. Auf der Beringinsel wird schon während der Überwinterung der überlebenden Matrosen ausgiebig Jagd auf Füchse und Seekühe gemacht, ein wahrer Jagdsturm bricht anschließend über die Insel herein, als den Männern das Verlassen und nach Hause kommen gelingt.
Um die hundert Jahre später erinnert sich Johan Hampus Furuhjelm, Gouverneur von Russisch-Amerika, an die Seekuh, und möchte unbedingt ein Skelett davon haben, um deren Existenz zu beweisen und wieder ins Gedächtnis zu rufen, während seine Frau in der Rolle als Mutter und Ehefrau aufgeht, und eine Beschäftigung für Furuhjelms Schwester Constance, zu suchen, die, weil sie offensichtlich eine geistige Beeinträchtigung hat, in den fernen Norden abgeschoben wurde. Constance findet Ruhe und Erfüllung in der Katalogisierung und Instandhaltung der großen Tierpräparats - Sammlung im Anwesen des Gouverneurs, wo sie täglich Stunden verbringt.
Weiter geht es mit der Zeichnerin Hilda Olson, die, teilweise mit Hilfe von Mikroskopen, das Wesen des Lebens von Insekten, Pflanzen, aber auch Landschaften und Portraits einfing und den Wissenschaftler Alexander von Nordmann auf seinen Reisen begleitete, über Ornithologen und das fast manische Sammeln von Vogeleiern, das dermaßen ausartet, dass der Fortbestand der Tiere gefährdet ist. Bis zum Schluss, wo es um den Vogelschutz auf einer kleinen Insel geht, verliert Turpeinen den roten Faden nicht aus den Augen.
Die Autorin versteht es meisterhaft, in diesem relativ dünnen Buch die Gier der Menschen heraus zu arbeiten, das völlige Fehlen eines Bewusstseins für Artenschutz und Regeneration, da die Vorstellung einer nie endenden Population von Tieren, die rein zum menschlichen Vergnügen und Nutzen die Erde bevölkerten, vorherrschte. Als das erste Mal der Begriff Ausrottung aufkam, war man völlig konsterniert und ungläubig.
Dieses Buch ist ein Muss für alle, die sich mit dem fragilen Gleichgewicht von Natur und Mensch auseinandersetzten möchten, aber gleichzeitig Sachbücher dazu etwas dröge finden. Turpeinen schreibt nicht reißerisch oder moralgetränkt, sie wählt eine schöne romanhafte Sprache und beschreibt Sachverhalte und Ereignisse so, dass man regelrecht durch die Seiten fliegt. Am Ende möchte man eigentlich nur eins: einmal eine Stellersche Seekuh im Original sehen. Doch das ist leider unmöglich.
Mitte des 18. Jahrhunderts war Georg Wilhelm Steller gemeinsam mit Vitus Bering und seiner Mannschaft Teil der zweiten Kamtschatka Expedition, die die Landmassen im Norden vermessen und einen wirtschaftlich interessanten Seeweg zwischen Amerika und Asien, der Nordostpassage, erkunden sollte (die Wirtschaftlichkeit sollte sich nicht erfüllen). Sie landen auf einer kleinen Insel, die später nach dem Kapitän benannt wird – Beringinsel – und Steller widmet sich seinen naturkundlichen Forschungen, während die übrige Mannschaft damit beschäftigt ist, ihr Überleben zu sichern. In dieser Zeit entdeckt Steller ein großes Meeressäugetier, von dem er noch nie gehört, geschweige denn darüber gelesen hätte: die später nach ihm benannte Stellersche Seekuh (eine entfernte Verwandte des Dugongs).
Ausgehend von dieser Entdeckung strickt Lida Turpeinen ihr Buch um Lebewesen in der freien Natur, und wie schnell diese durch den Eingriff des Menschen vernichtet wurden und werden. Auf der Beringinsel wird schon während der Überwinterung der überlebenden Matrosen ausgiebig Jagd auf Füchse und Seekühe gemacht, ein wahrer Jagdsturm bricht anschließend über die Insel herein, als den Männern das Verlassen und nach Hause kommen gelingt.
Um die hundert Jahre später erinnert sich Johan Hampus Furuhjelm, Gouverneur von Russisch-Amerika, an die Seekuh, und möchte unbedingt ein Skelett davon haben, um deren Existenz zu beweisen und wieder ins Gedächtnis zu rufen, während seine Frau in der Rolle als Mutter und Ehefrau aufgeht, und eine Beschäftigung für Furuhjelms Schwester Constance, zu suchen, die, weil sie offensichtlich eine geistige Beeinträchtigung hat, in den fernen Norden abgeschoben wurde. Constance findet Ruhe und Erfüllung in der Katalogisierung und Instandhaltung der großen Tierpräparats - Sammlung im Anwesen des Gouverneurs, wo sie täglich Stunden verbringt.
Weiter geht es mit der Zeichnerin Hilda Olson, die, teilweise mit Hilfe von Mikroskopen, das Wesen des Lebens von Insekten, Pflanzen, aber auch Landschaften und Portraits einfing und den Wissenschaftler Alexander von Nordmann auf seinen Reisen begleitete, über Ornithologen und das fast manische Sammeln von Vogeleiern, das dermaßen ausartet, dass der Fortbestand der Tiere gefährdet ist. Bis zum Schluss, wo es um den Vogelschutz auf einer kleinen Insel geht, verliert Turpeinen den roten Faden nicht aus den Augen.
Die Autorin versteht es meisterhaft, in diesem relativ dünnen Buch die Gier der Menschen heraus zu arbeiten, das völlige Fehlen eines Bewusstseins für Artenschutz und Regeneration, da die Vorstellung einer nie endenden Population von Tieren, die rein zum menschlichen Vergnügen und Nutzen die Erde bevölkerten, vorherrschte. Als das erste Mal der Begriff Ausrottung aufkam, war man völlig konsterniert und ungläubig.
Dieses Buch ist ein Muss für alle, die sich mit dem fragilen Gleichgewicht von Natur und Mensch auseinandersetzten möchten, aber gleichzeitig Sachbücher dazu etwas dröge finden. Turpeinen schreibt nicht reißerisch oder moralgetränkt, sie wählt eine schöne romanhafte Sprache und beschreibt Sachverhalte und Ereignisse so, dass man regelrecht durch die Seiten fliegt. Am Ende möchte man eigentlich nur eins: einmal eine Stellersche Seekuh im Original sehen. Doch das ist leider unmöglich.