Berührend und verstörend

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bedard Avatar

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In „Das wirkliche Leben“ geht es um ein Mädchen, das mit ihrem jüngeren Bruder bei den Eltern in einer grauen Reihenhaussiedlung aufwächst. Zuneigung und Fürsorge gibt es nur zwischen Schwester und Bruder, der Vater verprügelt die Mutter regelmäßig. Ansonsten spielt die für den Vater existenzielle Jagd eine große Rolle in der Familie. Nachdem die beiden Kinder Augenzeugen eines grausamen Unfalls werden, verändert sich der kleine Bruder sehr. Die Protagonistin beschließt alles zu tun, um das Lachen ihres kleinen Bruders zurückzubekommen. Doch die Situation in der Familie spitzt sich zu und mehr und mehr gerät das Mädchen in den Fokus des Vaters. Trotz ihrer Angst vor seiner Gewalttätigkeit entwickelt die Tochter sich zu einer starken Persönlichkeit.

Der Roman ist aus der Perspektive des Mädchens geschrieben, dessen Name man nicht erfährt. Die Sprache ist schlicht und dem Inhalt sehr angemessen. Neben dem Grauenhaften, das in der Familie geschieht, begleitet man das Mädchen im Prozess des Älterwerdens und der Persönlichkeitsentwicklung.

Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen; von der ersten Seite an hat mich der Schreibstil von Adeline Dieudionné gefesselt und nicht mehr losgelassen. Sicherlich ist der Inhalt harte Kost und auch einige Beschreibungen sind schwer auszuhalten. Dennoch bin ich absolut begeistert. Ich wäre auch nicht traurig über ein paar Seiten mehr gewesen.

Eine klare Leseempfehlung von mir.