Eine emotionale Wucht

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In einer noch recht neuen Siedlung am Rande zum Wald lebt eine vierköpfige Familie, die auf den ersten Blick zu den besser gestellten Familien der Siedlung gehört. Das Haus ist etwas größer und und hebt sich so von den anderen ab. Doch wie so häufig ändert sich das Bild, wenn man hinter die die Fassade schaut. Der Vater ist jähzornig und interessiert sich primär für die Jagd, Alkohol und das Fernsehprogramm. Die Mutter ist eher eine Hülle und lebt hauptsächlich für ihre Tiere. Die beiden Kinder sind daher auch sich klein gestellt und haben ein enges und liebevolles Verhältnis. Bis zu dem Tag, als ein traumatisierendes Ereignis den kleinen Gilles völlig aus dem Gleichgewicht bringt. Doch seine große Schwester ist nicht bereit, ihren Bruder aufzugeben, solange sie noch einen Funken Hoffnung sieht.

"Das wirkliche Leben" von Adeline Dieudonne ist ein Roman, der dem Leser keine Zeit zum durchatmen gibt. Ich war gefesselt von der Erzählung und der Stärke dieses namenlosen unglaublich klugen und liebevollen Mädchens.

Das Thema (häusliche) Gewalt ist omnipräsent und an vielen Stellen kaum zu ertragen. Man muss machtlos dabei zusehen, wie die Familie immer tiefer in den Strudel der Gewalt gerät und die junge Protagonistin kaum eine Chance hat zu entkommen. Dennoch ist sie nicht bereit ihren kleinen Bruder aufzugeben. Die unbändige Geschwisterliebe ist beeindruckend und allzu oft möchte man dem Mädchen zurufen, dass sie endlich an sich denken soll. Man wird regelrecht wütend auf das Umfeld der Familie, denn irgendwer muss das Leid doch sehen und helfen.

"Das wirkliche Leben" von Adeline Dieudonne ist eines der emotionalsten Bücher, das ich seit langem gelesen habe. Es ist definitiv nichts für schwache Nerven und fordert dem Leser einiges ab.