Erschreckend, aufwühlend, brutal und doch faszinierend

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dramaya Avatar

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Der Roman “Das wirkliche Leben" von Adeline Dieudonné ist im dtv Verlag auf 240 Seiten erschienen. Die Geschichte beginnt in einer tristen Reihenhaussiedlung am Waldrand und erzählt von einem zehnjährigen Mädchen und seiner Familie. Alles erscheint auf den ersten Blick normal – bis auf die Eigenschaften des Vaters, der mit seinen Aggressionen und seiner Leidenschaft zur Jagd und zum Whisky, aus dem Rahmen fällt. Eines Tages passiert ein tragischer Unfall, der das Mädchen und ihren vier Jahre jüngeren Bruder traumatisiert und das Lachen in dem Reihenhaus erstummen lässt.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr eindrücklich und einfach gehalten, teilweise auch sehr bildhaft. Manche Szenen sind mir allerdings schon fast zu bildhaft und brutal. Ich lese gern und viele Thriller und habe auch kein Problem mit Blut und Brutalität, aber das Ausmaß an Tierquälerei war mir einfach zu viel. Ich habe öfter überlegt das Buch beiseite zu legen, aber die Spannung, die die Autorin erzeugt, hat mich durchhalten lassen.
Gerade bei den Szenen der Tierquälerei hat mich die Emotionslosigkeit der Protagonistin etwas verwundert. Rückblickend wirkt das aber auch konsistent mit der Realität, die sie sich schafft und ist erklärbar, durch die verstörende Tragödie. Sie und ihr Bruder waren immerhin Kinder und ohne Rückhalt in der Familie, sind solche Szenen mit Sicherheit nur sehr schwer zu verarbeiten. Ihr Bruder hat sich dem Dunklen und damit seinem Vater zugewandt wohingegen sie sich ganz der Veränderung der Ereignisse widmet.
Die Geschichte selbst hat mich fasziniert und gefesselt und insbesondere das Ende hat mich überrascht und passt sehr gut in die Erzählung. Manche Entwicklungen in der Story haben mir allerdings etwas zu offensichtlich Klischees bedient. Zusammenfassend kann ich das Buch empfehlen, würde aber eine Trigger-Warnung empfehlen. So hat es mich persönlich an einem Sonntag ziemlich aufgewühlt und entsetzt zurückgelassen.