tolles Debüt

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naseweis82 Avatar

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Das wirkliche Leben“ erzählt die Geschichte eines kleines Mädchens, wie sie sich niemand vorstellen mag, die sich aber genau so hinter jeder noch so schönen Fassade abspielen könnte. Dargestellt wird die Handlung aus der Sicht des Mädchens, dessen Namen wir nicht erfahren. Dies verstärkt den Effekt, dass es sich dabei um jedes Mädchen handeln könnte, dem wir vielleicht selbst tagtäglich begegnen.

Die Handlung beginnt in einem Sommer, als die Erzählerin zehn Jahre alt ist. Zusammen mit ihrem kleinen Bruder Gilles versucht sie ihrem brutalen Vater zu entkommen. Doch als die Geschwister Zeugen eines tragischen Unfalls werden, ändert sich ihr Leben schlagartig. Das Mädchen ist überzeugt davon, dass sich in diesem Moment das Böse in den Kopf ihres kleinen Bruders eingenistet hat, wodurch er anfällig für die brutalen Eskapaden des Vaters wird. Die Kleine beschließt ihren Bruder zu retten und gibt die Hoffnung nicht auf, dass das liebenswürdige Wesen, das süße Kinderlachen noch irgendwo ganz tief in Gilles versteckt schlummert. In den folgenden fünf Jahren wird das Mädchen nicht nur älter und entwickelt sich langsam zu einer jungen Frau, sie rückt auch immer näher in den Fokus ihres Vaters. Um nicht selbst zur Beute zu werden, muss sie sich dem Bösen stellen. Doch eines ist schnell sicher: Ein Happy End wird es nicht geben!

Intelligent, brutal und sprachgewaltig erzählt Adeline Dieudonné in ihrem Roman eine tragische Familiengeschichte. Dabei zeichnet sie ihre Figuren liebevoll, vielschichtig und realistisch bis ins kleinste Detail. Sympathieträgerin dieser Geschichte ist das kleine Mädchen. Es ist unglaublich, wie stark, intelligent und mutig sich diese kleine Person ihrem brutalen Leben stellt und dabei nie die Hoffnung verliert. Aber auch Gilles und die Mutter der beiden können immer wieder das Mitgefühl des Lesers gewinnen und mit unerwarteten Handlungen überraschen.

Die Story an sich ist von der ersten Seite an spannend. Der weitere Spannungsbogen baut sich nur langsam auf, ohne dabei aber den Leser zu verlieren. Ganz im Gegenteil: Mit Ihrem Erzählstil fesselt Dieudonné ihre Leser und lässt sie am Ende sprachlos zurück. Dieses Buch wird mich definitiv noch einige Zeit beschäftigen.

Kurzum: Mit ihrem Roman „Das wirklich Leben“ ist Adeline Dieudonné ein grandioses Debüt gelungen. Ich erwarte schon jetzt mit Spannung das nächste Buch der Autorin.

Persönliches Fazit: Seit langem hat mich kein Buch mehr zugleich derart geschockt, fasziniert und in seinen Bann gezogen. Von der ersten bis zur letzten Seite schwankt „Das wirkliche Leben“ zwischen schwarzem Humor, Brutalität und immer wieder auch kleinen Glücksmomenten. Dieses Buch sollte in keinem Bücherregal fehlen!