Die Insel der Winde

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Als Swea im gemeinsamen Island-Urlaub von einer erneuten Affäre ihres Mannes Henrik erfährt, bricht für die Bankangestellte und Kunstliebhaberin eine Welt zusammen. In einer Kurzschlussreaktion versteckt sie sich in einer Hütte am Fjord, in der ihr der pensionierte Lehrer Einar und der verschlossene Busfahrer Jón Unterschlupf gewähren. Beide kämpfen ebenfalls mit ihren eigenen Dämonen und begleiten Swea, die sich schließlich dafür entscheidet, noch einige Wochen auf Island zu bleiben und ihr Leben neu zu ordnen.

Ich liebe Island und habe mich sehr darauf gefreut, dass Nina Blazon mich mit ihrem neuen Roman „Das Wörterbuch des Windes“ mit auf die Insel und mitten in das dortige Leben führt. Ganz viele Schauplätze und Kulturaspekte konnte ich in ihren Beschreibungen wieder erkennen und noch viel mehr habe ich dazu gelernt. Meine Sehnsucht nach einer erneuten Reise nach Island ist auf jeden Fall geweckt und meine Erwartungen in dieser Richtung wurden vollkommen erfüllt!

Doch obwohl ich das Setting und den Vibe der Insel so sehr liebe, fiel mir der Einstieg in den Roman eher schwer. Die Geschichte läuft meiner Meinung nach langsam an und die Kapitel aus Einars Sicht sind relativ hölzern geschrieben. Von Beginn an fesseln, konnte mich der Roman daher nicht. Auch Sweas Liebe zur Kunst konnte ich nicht sonderlich viel abgewinnen, um diese geht es aber vor allem zu Beginn des Buches noch sehr stark, da sie sich viele Gedanken um ihr Leben in Deutschland und der nahenden Eröffnung der Kunstausstellung ihres Mannes macht, in die Swea natürlich auch sehr viel investiert hat.

Nachdem ich mich jedoch einmal in die Geschichte eingefunden hatte, habe ich mich nur zu gerne mit auf Sweas Weg begeben. Wir folgen mehrheitlich ihrer Perspektive, die Nina Blazon wunderbar und rein gar nicht mehr hölzern beschrieben hat. Besonders gut gefallen haben mir ihre Dialoge mit Líf, einer Isländerin, die Swea in einem Café kennenlernt, und die ihr schließlich sehr wertvolle Dinge nahebringt. Diese Aussagen haben mich sehr berührt und waren auch für mich sehr wertvoll. Obwohl Swea sie teilweise anders umsetzt, als ich es tun würde, bin ich ihr sehr gerne auf ihrer Reise durch Island und zu sich selbst gefolgt.

Gut gefallen hat mir daher vor allem die Philosophie, die Nina Blazon in diesem Buch darstellt. Island ist die „Insel der Winde“ und genauso unbeständig wie die Natur ist auch jedes Leben. Es geht um Neuanfänge und zweite Chancen, es geht aber auch um Fehler und Makel. Protagonistin Swea wird nicht nur als Opfer des Betrugs dargestellt, sondern setzt sich vor allem gegen Ende des Romans auch mit ihren eigenen Eigenschaften auseinander, was ich sehr wichtig fand.

Insgesamt habe ich „Das Wörterbuch des Windes“ sehr gerne gelesen, auch wenn ich persönlich mit den Charakteren insgesamt ein bisschen auf Distanz geblieben bin. Der Schreibstil war mir teilweise schon etwas zu poetisch, ansonsten habe ich die Handlung, das Setting und die Einblicke in die isländische Kultur und Geschichte aber absolut geliebt und würde dieses Buch auch jedem Fan von Liebesromanen und Island empfehlen!

Vielen lieben Dank für das Rezensionsexemplar!