Mochte ich sehr gerne. Buch und ich ließen uns im selben Wind treiben.

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sternchenblau Avatar

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Dieses Buch mochte es von den ersten Seite an, die ich als Leseprobe gelesen habe. Das hatte schon Witz, wie die deutsche Touristin Swea in einem Wutanfall ihren Mann einfach ihn der isländischen Pampa aus dem Wagen wirft.

Danach entspinnt sich eine schöne Selbstfindung, die von Swea vor allem, aber auch die von Einar, dem älteren Herren, der sie bei sich aufnimmt. Der Roman hat etwas luftiges, was ich sehr mochte, auch, wenn das Grundthema das existentielle ist: Wie will ich als Mensch mein Leben leben?

Vielleicht hat mich das Buch besonders berührt, weil ich fast genauso alt bin wie die 42jährige Swea. Manche Fragen stellen sich da einfach. Und ich habe da einige Themen wiedererkannt. Und mir hat sehr gefallen, mit wie viel Würde und wie liebevoll Nina Blazon diese Themen behandelt.

„Das Wörterbuch des Windes“ liefert fein beobachtete Szenen und Gefühle. Blazon hat einige Zeit in Island verbracht und es gefällt mir, wie sie die Welt dort beschreibt. Ich mochte die Protagonist:innen, wie sie mit ihrem Leben hadern und es meistern. In Island heißt die Finanzkrise von 2008 „Kreppa“ und sie wirkt sich weiterhin auf die Menschen dort aus. So wie sich ihre bisherigen Entscheidungen auf Swea auswirken.

„Aber denk bloß nicht, dass es anderswo keine Vulkane gibt. Wir tanzen nämlich alle nur auf seiner sehr brüchigen Kruste auf flüssigem Magma, in jedem Land. Es kann immer alles einbrechen, nichts hat eine Garantie, keine Liebe, kein Wirtschaftssystem, keine Währung, keine Familie, kein Anspruch au Glück im Unglück – also ist es doch besser, gleich damit zu rechnen – ohne es allzu erst zu nehmen. Das ist der eigentliche Trick dabei, weißt du?“

Manchmal könnte das Buch etwas weniger ausschweifender sein (insgesamt hat es knapp 600 Seiten) und auch das Figureninventar könnte etwas kleiner gehalten sein. Gerade zum Schluss zu wurden manche nur noch abgehandelt.

Einiges habe ich im Buch kommen sehen. Das hat mir aber besonders gefallen. Denn so schwebten Buch und ich auf dem selben Wind.

Fazit
Ein Buch zum Schwelgen, nicht nur in der isländischen Landschaft, sondern auch in einer gelungen Selbstfindung. Vielleicht etwas kitschig, aber im absolut positiven Sinne, liefert Blazon hier fein beobachtete Szenen und Gefühle. 4,5 von 5 Sternen.