Schicksal verbindet

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mel.e Avatar

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"Das Wörterbuch des Windes" beschreibt beschaulich das Leben dreier Menschen, die das Schicksal zusammenführt und diese Begegnungen dazu dienen, sich selbst zu finden, loszulassen, Neuanfänge zu wagen und endlich selbstbestimmt zu leben. Gleich der Einstieg in den Roman empfand ich als sehr schmerzlich, denn welche Ehefrau möchte betrogen und hintergangen werden? Swea muss erkennen, das ihre Ehe nur eine Farce ist und je mehr sie sich distanziert, umso mehr Abgründe tun sich vor ihr auf. Island schenkt ihr Ruhe und gibt ihrem Leben einen erneuten Sinn, denn sie lebt nicht mehr für ihre Familie und ihren Mann. Die Begrifflichkeit Tante Hätti bekommt einen bitteren Beigeschmack. da es ganz deutlich macht, auf was Swea verzichtet und sich dabei selbst verloren hat. Island gibt ihrem Leben die Freiheit zurück, selbst zu entscheiden. Gerade der Schauplatz Island ist ein Stück weit das, was dem Roman echte Schönheit gibt. Die Mentalität der Menschen ist hervorragend gezeichnet und geben Einblicke in Verhalten und Kultur, was mir sehr zusagt. Auch wenn ich nicht an Elfen und Geister glaube, finden auch sie ihren Platz und geben eine entzückende Beschaulichkeit. Ich mag Menschen, die sich relativ schnell auf Land und Leute einlassen können, wobei ich auch die Vertrautheit mit einem Pferd als sehr schön beschrieben empfand. Es zeigt, das Swea jede Menge Einfühlvermögen besitzt, wobei sie vielleicht dadurch komplett selbst vergessen hat? Eine Ehefrau, die sich an ihren Mann verliert und sich selbst in seinen Schatten stellt?

Mir hat sehr zugesagt, das Swea sich weiterentwickelt, auch wenn ich nicht allem zustimmen konnte, wird ihr begreiflich, das es sich lohnt auf eigenen Füßen zu stehen und sich ein Leben ohne Hendrik aufzubauen. Es kann nur gelingen mit der Hilfe guter Freunde und Zeit, die sie benötigt, um Finanzen zu klären. Letztendlich hat sie viel verloren, aber auch viel gewonnen, denn sie gewinnt ihr Selbstwertgefühl zurück und darauf lässt sich aufbauen.

Insgesamt ist "Das Wörterbuch des Windes" ein ganz wunderbarer Roman, der oftmals auch sehr poetisch auf mich wirkt. Der Wind ist als Element oftmals in den Gedanken Sweas fest verankert und wirkt dadurch sehr lebendig. Für Swea birgt Island neue Perspektiven und Hoffnungen. Durch ihre offene und direkte Art, die irgendwann zum Vorschein kommt, nachdem einige Wunden geheilt sind, nimmt starken Einfluss auf ihren Vermieter und dessen Mitbewohner. Auch diese tragen ihr Päckchen an Schuldgefühlen, Trauer und Bitterkeit. Hier werden Schicksale miteinander verknüpft, die sich hier und da zwar ähneln, aber doch komplett anders sind und deren Auswirkungen auf die Personen anders intensiv wahrgenommen werden.

Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung, da ich mich schnell auf die Tragik des Geschehens einlassen konnte, um letztendlich Heilung und Neuanfänge zu erleben. Sehnsuchtsvoll in vielen Bereichen. Magisch durch die genutzten Worte der Autorin, die auch zwischen den Zeilen zu lesen war. Liebenswert durch die unterschiedlichen Protagonisten, die das Buch lebendig machen. Manchmal muss vielleicht etwas zerbrechen, damit Möglichkeiten geschaffen werden, Mut zu fassen, sich wieder selbst zu finden.