Die weinende Madonna

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matheelfe Avatar

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Treviso ist eine Kleinstadt in Italien. Das Leben plätschert so dahin. Ein kleiner Laden, ein Friseursalon, eine Kirche, eine Gaststätte  – das waren die Hauptbestandteile des Ortes. Mittelpunkt war ein Supermarkt. Der Blumenladen war geschlossen. Der Besitzer hatte keinen Nachfolger gefunden. Die alte Römerstraße lockte nicht einen Touristen in den Ort.

Im Nachbarort konnte man zumindest damit werben, dass Mussolini dort mal drei Gläser Milch getrunken hatte. Nur in Treviso war nichts passiert. Die Jugend verließ den Ort. Klatsch und Tratsch tauschte man während  einer neuen Dauerwelle in Luigis Friseurgeschäft.

Doch mit der Hochzeit des Bürgermeistersohnes sollte sich alles ändern. Don Antonio hatte im Keller der Kirche die Statue einer Madonna entdeckt. Zwar hatte sie die letzten Kriegstage nicht unbeschadet überstanden, doch ein örtlicher Holzschnitzer richtete sie wieder her. Während der Hochzeitsfeierlichkeiten hatte einer der Gäste in der Kirche vergessen, sein Handy auszuschalten. Als es klingelte, weinte die Madonna blutige Tränen…  

Ich würde das Buch als amüsanten Sommerroman bezeichnen. Wie der Ort von Pilgerströmen überrannt wird, sich die Lebenseinstellungen mancher Einwohner ändern und mit welchen Tricks das Wunder aufrechterhalten wird, ist herzerfrischend zu lesen. Das Buch lässt an vielen Stellen schmunzeln. Die Gespräche Don Antonios mit dem Geist seines Vorgängers sind gekonnt gemacht und herrlich zu lesen. Allerdings sollte man den nötigen Humor mitbringen. Die Eifersucht des Nachbarortes und der Erfindungsreichtum seines Bürgermeisters geben dem Buch zusätzlich Würze. Hintergründiger Humor, Einfühlsamkeit in das Seelenleben einer Kleinstadt und eine gewisse Schlitzohrigkeit zeichnen den Roman aus. Zwischen all dem entwickelt sich eine Liebesgeschichte im reifen Alter, deren Wurzeln in der Kindheit liegen zu scheinen.

Liebevoll und genau sind handelnden Personen charakterisiert. Die Abschnitte sind kurz. Das Buch lässt sich gut und zügig lesen.