Das Wunder von Treviso

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
urmeli Avatar

Von

Treviso ist ein kleiner Ort in den italienischen Bergen, von der Welt vergessen und auch die jungen Leute des Ortes möchten diesen bald vergessen und verlassen ihn. Der einzige Arzt ist schon 75 Jahre alt und auch Don Antonio, der Pfarrer, ist längst im Rentenalter. Man legt Don Antonio nahe, in ein Nonnenkloster umzuziehen, da ein Pfarrer für diese kleine Gemeinde nicht tragfähig sei. Als er in der Zeitung von einem Marienwunder in den Anden hört, kommt ihm die Idee. Auch Treviso braucht so ein Wunder! Er berät sich mit dem Geist seines schon längst verstorbenen Vorgängers und findet eine alte Madonnenstatue in der Krypta. Die Edelsteinaugen der Statue wurden in II. Weltkrieg geraubt und seitdem war die Statue nicht mehr zu sehen.

Nach einigen geschickten Manipulationen kommt es wirklich dazu - die Madonna weint rote Tränen! Das Wunder ruft nicht nur eine Reihe von Pilgern nach Treviso, auch der Vatikan will dieses Wunder genau untersuchen. Mit viel Geschick und Zusammengehörigkeit des ganzen Dorfes gelingt es eine ganze Zeit, diese Täuschung aufrecht zu erhalten. Durch die Pilger verändert sich das Dorf. Der kleine Lebensmittelladen verändert seine Waren, das Restaurant mit immer dem gleichen Gericht wird mit Fremdenzimmer vergrößert, sogar ein Blumenladen wird eröffnet. Dieser Trubel verändert auch das Miteinander der Bewohner untereinander. Und so sind sie am Ende gar nicht so unglücklich, als der Schwindel aufgedeckt wird.

Ein sehr liebevoll erzählter Roman über das Zusammenleben und -lieben in einer kleinen Dorfgemeinschaft, der Kauzigkeit der größtenteils alten bzw. älteren Bewohner, von Streitigkeiten mit dem Nachbardorf, das Streben nach Wohlstand aber auch, wie man durch zu viel Gewinnstreben unglücklich wird. Die italienische Korruption wird genauso beschrieben wie auch ihr Verhältnis zur katholischen Kirche. Und immer mit viel Humor und Augenzwinkern. Don Antonio erinnerte mich an die Verfilmung Don Camillo und Pepone. Das einzig irritierende und wie ich finde überflüssige war der Prolog über einen Opernbesuch von Antonio und seiner Schwester Maria als Kinder.