Höchstspannung aus Italien!

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hightower667 Avatar

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Höchstspannung aus Italien

Mit fast genau 666 Seiten präsentiert uns der italienische Autor und Hauptkommissar Marco de Franchi einen der intensivsten Thriller dieses Herbstes.

Valentina Medici, Ermittlerin der italienischen Spezialeinheit, wird von Rom nach Bologna geschickt, um einen auf den ersten Blick „normalen“ Fall in Sachen Kindesentführung zu untersuchen. Doch schnell entwickeln sich die Dinge in eine komplett andere Richtung und Valentina sieht sich mit einer Serie von Verbrechen konfrontiert, die in Sachen Grausamkeit und Gewalt immer neue Dimensionen erreichen. Zusammen mit dem abgehalfterten lokalen Kommissariatsleiter Fabio Costa ermittelt sie gegen alle Widerstände und gerät dabei selber in große Gefahr.

Was für eine Atmosphäre! Das Buch startet eher gemächlich und leicht mysteriös und man denkt schon fast an eine schnelle Lösung. Doch man irrt sich gewaltig. Der Schreibstil ist flüssig und spannend. Der Autor weiß durch seine langjährige Polizeiarbeit wie der Hase läuft und kann seine ganze Erfahrung in die Geschichte einbringen. So bleiben die Geschehnisse trotz ihrer Grausamkeiten doch sehr realistisch und nachvollziehbar. Auch die Charakterzeichnung der beiden Hauptprotagonisten Valentina und Fabio sind glaubhaft und authentisch dargestellt.

Auf der einen Seite steht Valentina, die ihre erste große Ermittlung leitet und immer mehr mit Selbstzweifeln und den Widerständen innerhalb des Polizeiapparates zu kämpfen hat. Sie zieht die richtigen Schlüsse und niemand hilft ihr so richtig. Einige Leute arbeiten sogar eher gegen sie. Nur in Fabio sieht sie einen Vertrauten, einen Wegbegleiter. Doch dieser hat weitgehend mit dem Leben als Polizist als auch insgesamt mit dem Leben abgeschlossen. Er möchte als Leiter einer kleinen Polizeistation einfach in Ruhe gelassen werden. Ereignisse in der seiner Vergangenheit haben ihn zu einem gebrochenen Mann werden lassen.

Marco de Franchi gelingt es immer wieder falsche Fährten zu legen und den Leser/in zu verunsichern. Der größte Clou erweist sich später im Buch, mit dem man so nicht gerechnet hätte und die Perspektive auf den Fall definitiv verändert. Sehr erfrischend!

Leser/innen mit schwachen Nerven sollten um das Buch einen großen Bogen machen, da die Darstellung von Gewalt ziemlich häufig vorkommt und auch ziemlich explizit dargestellt wird. Die Szenen passen aber sehr gut zum Setting und der Atmosphäre des Buches. Es geht hier aber auch nicht nur einfach um die Brutalität, sondern diese Szenen haben einen Zusammenhang mit der erzählten Geschichte.

Ebenfalls erwähnenswert ist das düstere Buchcover. Die Aufteilung ist sehr gelungen und macht neugierig auf die folgende Geschichte.

Fazit: Wer einen echten Pageturner für den Herbst lesen möchte, der kommt an „Das zweite Kind“ nicht vorbei. Nehmt an eurem Lieblingsort Platz und beginnt zu lesen. Ihr werdet sehen, die Stunden werden wie im Flug vergehen. Klare Leseempfehlung!