Geisterromantik

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
poisonalice Avatar

Von

Dieser Liebesroman hat mich richtig neugierig gemacht. Die Ankündigung auf dem Klapptext klang richtig gut und erstmal nicht nach Kitsch und der üblichen Zuckerwattehandlung. Ich gebe zu, das Buchcover hat mich nicht vom Hocker gehauen und hätte gern etwas düsterer ausfallen dürfen.

Die Handlung nur kurz: Florence Day ist eine Frau mit Geheimnissen. Zum einen ist sie die Ghostwriterin einer berühmten Liebesromanautorin. Zum anderen kann sie Geister sehen und mit ihnen sprechen. Was aber aktuell ihr größtes Geheimnis ist, sie glaubt nicht mehr an die Liebe und kann das aktuelle Manuskript nicht zu Ende schreiben, weil ihr einfach kein Happy End einfallen will. Ben Andor ist Florence neuer (und sehr attraktiver) Lektor und besteht auf die umgehende Abgabe des Buches. Als wäre das nicht schon schlimm genug, stirbt plötzlich Florence Vater. Sie reist überstürzt zu ihrer Familie in ihren kleinen Heimatort. Als Ben dort plötzlich als Geist auftaucht, ist das Chaos perfekt.

Gelesen habe ich das Buch vor allem weil mir Florence von Anfang an unglaublich sympathisch war. Ihren Widerwillen ein Happy End in einem Liebesroman unterzubringen fand ich herzerfrischend! Zumindest für mich als bekennende Nicht-Romantikerin. Begeistert hat mich auch, dass ihre Familie ein Bestattungsinstitut betreibt. Auch wenn einige Figuren für mich bis zum Schluss nicht greifbar waren, so waren sie doch in ihrem Wesen authentisch und sympathisch. Ben ist ein sehr geradliniger und steifer Charakter, was aber sehr gut mit Florence harmoniert.
Trotz das mir die Figuren sympathisch waren, hatte das Buch zwischenzeitlich für mich Längen und ich habe gehadert, ob ich weiterlesen soll. Letztlich habe ich mich aber mit dem Buch ausgesöhnt, da vor allem die skurrilen letzten Wünsche von Florence Vater und die Szenen im Bestattungsinstitut und auf dem Friedhof das Buch gerettet haben. Auch der Erzählstil, die bildhaften Beschreibungen der Heimatstadt von Florence und das alles gepaart mit einer guten Portion Wortwitz haben mir doch Lesefreude bereitet. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich auch noch nie eine so tragisch komische Beerdigungsszene gelesen habe. Überhaupt habe ich oft herzlich gelacht.

Zum Ende möchte ich nur so viel sagen: ich habe geahnt, dass es so kommt! Gewünscht hätte ich es mir anders.
Sehr berührt hat mich auch das Nachwort der Autorin. Es ist mutig zu seinen Ängsten zu stehen.

Mein Fazit: das Buch ist lesenswert! Ich hatte gute und schlechte Lesemomente, aber insgesamt ist es ein wirklich schöner Wohlfühlroman. Zukünftig werde ich bei Spaziergängen auf dem Friedhof vieles mit anderen Augen sehen. Und Krähen fand ich schon immer toll! Einzig für volle 5 Sterne hat es nicht ganz gereicht.