Tolle Idee mit viel Luft nach oben

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throughmistymarches Avatar

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Florence Day schreibt Liebesromane, doch nach mehreren gescheiterten Beziehungen glaubt sie nicht mehr an die Liebe. Außerdem: sie ist die Ghostwriterin einer Bestsellerautorin und kann genau wie ihr Dad Geister sehen und mit ihnen kommunizieren. Recht praktisch für ihren Dad, da er Bestatter ist; eher unpraktisch für Florence, die aus ihrer kleinen Heimatgemeinde geflohen ist, nachdem sie dort als Teenie für verrückt erklärt wurde.

Die Story beginnt und man ist gleich mitten in der Handlung: in New York muss sie sich ihrem neuen Lektor stellen, der super heiß ist, aber dummerweise darauf besteht, dass sie das versprochene Manuskript liefert. Dann läuft sie ihrem Ex, ebenfalls Lektor, über den Weg; dem einzigen Menschen außerhalb ihrer Familie, dem sie je von der Geistersache erzählte und der die Geschichte postwendend in ein (schlechtes) Buch verarbeitet hat und danach mit Florence Schluss machte. Und schließlich bekommt sie auch noch den Anruf, dass ihr Dad verstorben ist, weshalb sie sich erstmals nach vielen Jahren zurück in ihre Heimatstadt macht. Da steht dann plötzlich ein Geist vor der Tür, der sie nicht mehr in Ruhe lässt.

Das Buch hat gute Momente, doch die gehen leider in viel Geplänkel unter. Ich weiß nicht, ob die Geschichte wirklich mal eine Fanfiction war, aber die Autorin liebt Fanfics und die Star Wars und Reylo Einflüsse sind nicht nur bei der Handlung deutlich (stört nicht und wird nicht-Fans nicht auffallen, mir aber schon), sondern auch beim Aufbau. Das ist die größte Schwäche des Buches. Was bei wöchentlich erscheinenden Kapitel von Hobbyautor:innen funktionieren mag, funktioniert hier für mich leider nicht. Fanfictions sind oft von einer Vielzahl an Figuren geprägt und da die Leser:innen die Originale kennen, reicht meist der Name und man hat ein Bild vor Augen. Hier wird das zum Problem: es tauchen so viele Figuren auf, die super oberflächlich sind und die eigentliche Handlung richtig stören. Auch die Protagonst:innen bleiben für mich recht flach – trotz der ernsten Backstory, berührte mich zum Beispiel nicht mal das Trauerthema. Zu viel tell, zu wenig show. Beim Plottwist weiß ich nicht, ob man sagen kann, dass er geklaut ist, aber es gibt da einen Roman, der vor vielen Jahren sehr erfolgreich war und auch richtig toll verfilmt wurde (mit einem männlichen Protagonisten, der im Gegensatz zu Adam Driver tatsächlich wirklich WIRKLICH attraktiv ist). Nachdem so viel von (Chef)Lektoren die Rede ist, bleibt mir nicht viel mehr zu sagen, als dass ein strengeres Lektorat die außergewöhnliche Idee von „The Dead Romantics“ zu einem besseren Roman hätte machen können.