In der Gewalt eines Psychopathen

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buecherfan.wit Avatar

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Im Mittelpunkt von Helen Callaghans Debütroman “Dear Amy“ steht Margot Lewis. Sie ist Lehrerin an einer renommierten Schule und außerdem Kummerkastentante bei der Zeitung The Cambridge Examiner, wo sie die an “Dear Amy“ gerichteten Anfragen der Ratsuchenden beantwortet. Eines Tages erhält sie einen Hilferuf von Bethan Avery, die um ihr Leben fürchtet. Das Brisante an der Angelegenheit ist, dass dieses Mädchen vor fast zwanzig Jahren entführt und von allen für tot gehalten wird. Die Polizei konnte den Fall nie aufklären.
Der Roman beginnt mit einem Prolog, in dem der Leser Zeuge der Entführung der 15jährigen Katie Browne wird, die nach einem Streit ihr Elternhaus verlässt und eigentlich schon wieder umkehren wollte, als sie von einem Unbekannten überfallen wird. Alle glauben, dass Katie mit ihrem Freund weggelaufen ist. Erst als Margot Lewis ihre Briefe vorlegt, kommt die Sache ins Rollen. Der forensische Psychologe Dr. Martin Forrester befragt Margot. Ein Team von Polizisten, Psychologen und Graphologen ermittelt und prüft weitere ungeklärte Fälle von verschwundenen Mädchen aus einem Zeitraum von etwa 20 Jahren. Margot wird immer stärker in die Geschichte hineingezogen, entwickelt starke Ängste und fürchtet, dass Geheimnisse aus ihrer eigenen Vergangenheit ans Licht kommen könnten. Dass sie allen Grund hat sich zu fürchten, wird deutlich, als sie ebenfalls ins Visier des Täters gerät.
Erzählt wird die Geschichte aus wechselnden Perspektiven, meist aus Margots Sicht, aber auch Katie und der Täter kommen zu Wort. Der vor allem im zweiten Teil spannende Psychothriller enthält zahlreiche Handlungsumschwünge und ein überraschendes Ende. Das zugrundeliegende Geheimnis habe ich allerdings frühzeitig erraten. Das minderte jedoch nicht das Lesevergnügen. Ich rechne es der Autorin hoch an, dass sie zwar schlimme Verbrechen thematisiert, aber dem Leser dennoch Folter- und Vergewaltigungsszenen in finsteren Kellerverliesen erspart. Ein empfehlenswerter Thriller, der beschreibt, mit welchen gravierenden psychischen Folgeschäden Verbrechensopfer bisweilen überleben.