spannender Thriller

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Margot Lewis ist Lehrerin und schreibt nebenbei für eine Zeitung die Ratgeber-Kolumne "Dear Amy". Eines Tages verschwindet ein 15-jähriges Mädchen aus ihrer Klasse. Kurz danach erhält sie einen Brief mit einem Hilferuf von einer Frau, die vor 15 Jahren ebenfalls spurlos verschwand. Margot zieht eine Verbindung zwischen den Fällen und geht davon aus, dass beide entführt wurden. Die Polizei kann sie davon jedoch noch nicht ganz überzeugen. Als sie als "Dear Amy" einen Aufruf in der Zeitung starten soll, gerät sie selbst ganz schnell in das Fadenkreuz des Täters.

Der Psychothriller beginnt spannend. Nicht unbedingt mit absolutem Thrill und Nervenkitzel, aber ich wollte schon wissen, ob es eine Verbindung zwischen den beiden vermissten Mädchen gibt. Somit konnte Callaghan mich durchaus fesseln. Trotz einiger langatmiger Passagen steigt das Spannungsniveau stetig und im letzten Drittel gab es eine große Wendung, die ich nicht vorhergesehen habe. Zunächst erschien danach vieles verwirrend, aber das meiste konnte nach und nach geklärt werden, so dass die Idee hinter diesem Thriller sinnvoll und überraschend ist.

Die persönlichen Belange der Ich-Erzählerin Margot Lewis haben etwas gestört. Sie steht kurz vor einer Scheidung, hängt noch an dem Mann, irgendwie zumindest, aber sobald der "Ermittler" auftaucht, schmachtet sie ihn an, dann doch wieder ihr Mann, dann wieder nicht usw. Das erschien mir etwas unglaubwürdig und hat von der eigentlichen Handlung abgelenkt. Es hätte auch gar nicht Not getan, denn Margot ist ein vielschichtiger Charakter, den man als Leser erst nach und nach kennenlernt und dessen Vergangenheit die Gegenwart extrem beeinflusst. Ein weiterer Kritikpunkt ist das mangelnde Vorausschauen der Polizei. Amy wird in die Öffentlichkeit gezerrt und mit der Polizeiarbeit zu diesem Fall in Verbindung gebracht. Dass dieses den Täter aufmerksam auf sie machen könnte, kam aber niemandem in den Sinn. Das Finale war leider auch sehr vorhersehbar á la "Geh nicht in den Wald" und natürlich läuft das Mädchen in den Wald und das hat der überraschenden Wendung kurz vorher einen kleinen Beigeschmack verliehen,

Fazit: Trotz einiger Kritikpunkte habe ich mich meistens gut und spannend unterhalten gefühlt. Kein perfekter Thriller, aber durchaus lesenswert - mit einer großen überraschenden Wendung und viel Psychologie.


Broschiert: 400 Seiten
Verlag: Knaur HC (10. Januar 2017)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3426654202
ISBN-13: 978-3426654200
Originaltitel: Dear Amy