Verdrängungsmechanismen

"Dear Amy - Er wird mich töten, wenn ..." ist ein atmosphärisch sehr gelungener Thriller. Der Aufhänger ist ein Brief, der viele Fragen aufwirft, da die Absenderin vor vielen Jahren spurlos verschwand. Durch einen graphologischen Test stellt sich heraus, das Bethan tatsächlich diesen Brief geschrieben hat, aber warum wendet sie sich ausgerechnet an Margot? Margot selbst scheint komplett überfordert und alte Wunden brechen heraus, da sie ihre Vergangenheit erfolgreich in den Hintergrund stellt, zumal die psychischen Probleme die sie hat, ihren Arbeitsplatz als Lehrerin gefährden würden. Der Brief ist nicht die einzige Herausforderung, denn Margot steht zudem vor den Scherben ihrer Ehe, was ihr auch den Boden unter den Füßen wegzuziehen droht. Als Kummerkastentante der örtlichen Zeitung ist Amy diejenige, die Menschen mit Rat und Tat zur Seite steht, aber ab dem Zeitpunkt als die Briefe eintreffen, gerät alles aus den Fugen. Es ist der Autorin gelungen zu verwirren und eine gewisse Spannung aufzubauen, da sich Katie immer noch in den Fängen des Entführers befindet und ein Zusammenhang mit Bethan besteht, der zunächst eher verschleiert dargestellt wurde. Für mich war "Dear Amy - Er wird mich töten, wenn ..." ein sehr gelungen konstruierter Thriller, auch wenn irgendwann die Auflösung keine Überraschung war, da es sich doch zu vorhersehbar entwickelt, konnte ich mich mit Story und Schreibstil gut einlassen. Es fasziniert, welch Handhabungen und Höchstleistungen das menschliche Gehirn vollbringen kann, damit der betroffene Mensch überleben kann. Auf mich wirkte es authentisch und glaubwürdig, was die Person Margot betrifft, auch wenn es natürlich sehr dick aufgetragen wurde. Für mich trotzdem ein Grund weiterzulesen und mich auf diese ganzen Irrungen und Wirrungen einzulassen. Gerne eine Leseempfehlung!