Ferienjob

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tokki.reads Avatar

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Marlowe hat ein Händchen dafür, ins Chaos zu geraten – doch diesmal schießt sie über das Ziel hinaus. Als eine Kerze bei ihr explodiert und sie damit unabsichtlich das Haus der Nachbarn in Brand setzt, ist der Skandal perfekt. Von da an gilt sie in ihrer kleinen Stadt als tollpatschige Außenseiterin, über die alle tuscheln. Um Abstand zu gewinnen und vielleicht auch ein Stück Normalität zurückzuerlangen, nimmt sie einen Ferienjob an. Dieser führt sie auf eine abgelegene Insel, auf der sie zusammen mit einer Gruppe anderer Teenager Besucher durch eine alte Villa führen soll.
Die Villa ist nicht irgendein Haus, sondern ein halb verfallenes Anwesen, das schon von außen Geschichten atmet. Zwischen knarrenden Dielen, bröckelnden Mauern und verwunschenen Räumen soll Marlowe den Touristen die Vergangenheit näherbringen. Doch die Idylle der Insel trügt. Schon bald wird klar, dass die düstere Geschichte des Hauses weit mehr als ein nettes Aushängeschild für Führungen ist.
In den Dreißigerjahren lebte hier ein Arzt mit seinen Adoptivkindern. Was anfangs wie eine große Familie wirkte, endete in einer Tragödie: Eines Tages verließen alle gemeinsam das Anwesen – und niemand von ihnen kehrte je zurück. Dieses geheimnisvolle Verschwinden lastet noch immer wie ein Schatten über dem Ort. Je mehr Marlowe und ihre Mitstreiter über die Vergangenheit erfahren, desto stärker verschwimmen die Grenzen zwischen damals und heute. Unerklärliche Vorkommnisse häufen sich, Verdächtigungen entstehen, und schnell wird klar: Die Gefahren, die von der Insel ausgehen, sind keineswegs vergangen.


Das Setting hat mir ausgesprochen gut gefallen – die Kombination aus alter Villa, abgeschiedener Insel und düsterer Familiengeschichte erzeugt eine dichte, atmosphärische Spannung. Besonders die Kapitel, die in der Vergangenheit spielen, fand ich packend. Die damaligen Charaktere sind vielschichtig und haben mich von Anfang an gefesselt. Auch die Verbindung zwischen den beiden Zeitebenen ist geschickt konstruiert und sorgt dafür, dass man neugierig weiterliest. Die Figuren aus der Gegenwart wirkten zwar sympathisch, doch etwas weniger greifbar und charismatisch als die historischen Figuren. Trotzdem hat mich die Geschichte durchgehend in ihren Bann gezogen. Ich hoffe sehr, dass es noch weitere Werke der Autorin geben wird, denn ihr Schreibstil und die Art, Atmosphäre aufzubauen, haben mich überzeugt.