Spannender Jugendkrimi mit herrlichem Setting

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Marlowe ist in ihre Kollegin verliebt. Da sie für Bekannte das Haus während deren Abwesenheit versorgt, ist das der ideale Ort, um sich nach dem ersten Date ein wenig näher zu kommen. Dafür hat sie auch eine Menge Geld für die Duftkerze mit dem Lieblingsduft von Akilah ausgegeben. Dass die Qualität so lausig ist, dass die Kerze explodiert und das Haus niederbrennt, konnte sie nicht ahnen. Am liebsten würde sie sich vergraben, um wie wieder unter die Menschen im Ort zu müssen, da bekommt sie das Angebot, auf einer abgelegenen Insel der Thousand Islands Führungen zu machen. Hier lebte vor fast einhundert Jahren ein Arzt mit seiner Familie, bis ein dramatisches Ereignis dazu führte, dass sie die Insel für immer verließen und das Haus ungenutzt blieb. Doch überschlagen sich die Ereignisse. Was geschah damals wirklich und was haben der Tod von Chris und das Verschwinden von Dr. Henson damit zu tun?

Dieses Jugendbuch macht echt Spaß zu lesen. Marlowes Art ist so erfrischend! Sie geht mit der Pubertät, der erwachenden Sexualität und den alles andere als normalen Ereignissen mit einem wunderbaren, fast schon makabren Humor um, der zum Teil aus der Verzweiflung entsteht, aber auch sehr viel Situationskomik birgt. Wo andere sich enorm verbiegen, ist es Maureen Johnson hier ganz locker und flockig gelungen, Diversität als das, was sie ist, darzustellen, völlig natürlich. Das Verhalten Jugendlicher im Alter der Protagonisten ist realistisch dargestellt. Die Ereignisse, auch die etwas abgefahreneren, lesen sich glaubhaft und stimmig. Besonders die Gedanken und Gefühle von Marlowe finde ich extrem gut geschildert. Langweilig wird das Buch an keiner Stelle, auch nicht für jemanden, der schon längst aus dem Alter der Zielgruppe heraus ist.

Die weiteren Figuren passen sowohl in die Geschichte, als auch zu dem Verhalten, das sie zeigen. Nicht jede/r Autor/in trifft das so gut! Die beiden Zeitebenen sind jede für sich authentisch getroffen und auch unterhaltsam. Man könnte fast sagen, hier hat man zwei Krimis in einem oder eben einen Krimi im Krimi. Ein klein wenig aufpassen muss man schon, um die Figuren nicht durcheinander zu bringen, egal in welchem Zeitstrang. Es ist also trotz Jugendbuch auch anspruchsvoll. Die Wendungen und Zusammenhänge sind logisch und stimmig, teils überraschend, aber dennoch nicht an den Haaren herbeigezogen. Das Ende gefällt mir ausgesprochen gut.

Ja, so macht Lesen echt Spaß! Marlowe erzählt die Story aus ihrer Sicht und in einer Sprache, die zur Jugend passt, aber nicht total abgedreht ist. Ihr Leben ist so, wie es bei Jugendlichen eben ist, und die außergewöhnlichen Ereignisse sind spannend, aber denkbar. So kann sich jeder gut mit ihr identifizieren. Besonders gelungen finde ich die Namenswahl, denn Marlowe ist ein altenglischer Vorname und bedeutet so viel wie „Überbleibsel eines Sees“ oder „vom Hügel am See“. Ein in meinen Augen rundum gelungenes Jugendbuch, somit vergebe ich fünf Sterne.