Toll geschrieben

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silke2207 Avatar

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Marlowe kann ihr Glück kaum fassen, als ihre Kollegin, in die sie heimlich verliebt ist, einem Date zustimmt. Als Höhepunkt wollte Marlowe sie ins Haus der Nachbarn, das sie derzeit betreut, mitnehmen und ihr dort eine Kerze anzünden. Doch natürlich geht alles schief, die Kerze explodiert, das Haus geht in Flammen auf und Marlowe wird zum Gespött der Leute. Kein Wunder also, dass sie sofort zusagt, als ihr ein Job auf der kleinen Insel Ralston Island angeboten wird. Gemeinsam mit einer Gruppe Jugendlicher soll Marlowe hier Touristen durch das Haus führen, in dem einst die Familie des Professor Ralston im Sommer residierte, aber nach zwei tödlichen Unfällen ihrer Kinder, dem Haus den Rücken zukehrten. Doch irgendwas scheint auch heute noch auf der Insel nicht ganz koscher zu sein.
Das Cover wirkt ein wenig gruselig und lässt ein Gefühl von Einsamkeit und Lost Place zurück. Sowas spricht mich ja immer sofort an und macht mich neugierig.
Der Einstieg fällt sehr leicht, denn Autorin Maureen Johnson schreibt anschaulich und flüssig, so dass man die Ereignisse gleich vor dem inneren Auge miterlebt.
Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Auf der einen Seite befinden wir uns mit Protagonistin Marlowe in der Gegenwart, auf der anderen Seite erleben wir die Familie Ralston im Jahre 1932, als sie selbst noch die Insel bewohnte. Das wirkt hier ganz besonders auf die Atmosphäre, denn man kommt durchaus ins Grübeln, was einst in dieser Familie geschah.
Ich fand das auf jeden Fall sehr spannend, auch wenn man hier durchaus beachten sollte, dass es sich um ein Jugendbuch handelt, denn für mich hätte die Atmosphäre durchaus gruseliger sein dürfen. Nichtsdestotrotz denke ich, dass das Setting und auch die Erzählung bei dem ein oder anderen Leser durchaus für Gänsehaut sorgen kann.
Während ein Erzähler durch die Ereignisse der Vergangenheit führt, begleiten wir Marlowe in der Gegenwart, so dass wir sie intensiv kennenlernen dürfen.
Ich mochte die leicht chaotische Marlowe vom ersten Moment an, denn sie hat ihr Herz am rechten Fleck und lässt sich nicht allzu viel sagen. Besonders gut gefallen hat mir ihr leicht sarkastischer Unterton, mit dem sie sich selbst gerne auf die Schippe nimmt.
Die Nebencharaktere in diesem Zeitstrang bleiben neben Marlowe deutlich blasser, was aber zur Geschichte passt, denn alles andere hätte hier den Rahmen gesprengt.
Die Familie Ralston in der Vergangenheit hat einige interessante Charaktere, doch die Auflösung zum Schluss hat mich noch einmal mehr sprachlos gemacht. Mit diesem Plottwist habe ich dann definitiv nicht gerechnet. Die Familie ist auf jeden Fall einfach anders und hier bekommen wir auch Gelegenheit, mitzurätseln, was einst wirklich geschah.
Mein Fazit: Ein toll geschriebenes Jugendbuch, das sich leicht und locker lesen lässt und eine leicht düstere Atmosphäre verbreitet. Gerade was diese Atmosphäre betrifft, ist es auf jeden Fall ein Jugendbuch, dass man auch jüngeren Lesern locker empfehlen kann. Aber auch als Erwachsene bekommt man hier gute Unterhaltung geboten. Lesenswert!