Was damals geschah

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alinescot Avatar

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So hat sich Marlowe den Sommer nicht vorgestellt. Unbeabsichtigt fackelt sie das Haus ihrer Bekannten ab und sie war der Housesitter. Nebenbei verscherzt sie es sich mit ihrer Kollegin, in der sie total verknallt ist.
Da kommt das Angebot, den restlichen Sommer als Tourguide auf einer der Inseln auf Thousand Islands zu arbeiten, gerade recht.
Auf Ralston Island soll Marlowe die Touristen durch das Haus der Ralston-Familie führen. Das Haus ist berühmt berüchtigt, denn hier kamen zwei Kinder der Ralstons 1932 zu Tode. Richtig aufgeklärt wurden diese Tode nie.

Endlich gibt es mal wieder etwas Neues von Maureen Johnson zu lesen. Ihre Schatten-von-London-Reihe fand ich schon so genial.
Auch hier gibt es wieder viele mystische Elemente. Ein Haus, das seit Jahrzehnten verlassen ist, wo zwei Kinder zu Tode kamen und die Familie, die daraufhin nie wieder zurückkehrte.

Abwechselnd wird die Geschichte auf zwei Zeitebenen erzählt.
Auf der einen Zeitebene haben wir Marlowe in der Gegenwart. Ihre Sicht erlebt der Leser in der Ichform und einem deutlich sarkastischen Unterton. Marlowe mochte ich gleich, weil sie wie die meisten Jugendlichen auch, mit allen Unsicherheiten zu kämpfen hat. Und oft ist sie auch einfach nur ein Pechvogel. Ich fand sie sehr authentisch als Hauptfigur.
Die andere Zeitebene handelt von der Familie Ralston die 1932 auf Morning House lebt und ein übertrieben diszipliniertes Leben führt.
Der Ralston-Teil fängt in seiner Erzählung einige Zeit vor den schlimmen Ereignissen an. Als Leser weiß man zwar schon, dass etwas Furchtbares passieren wird, aber erst ist alles so harmlos. Da fragt man sich schon die ganze Zeit, was da schief läuft. Ich fand das richtig gut gemacht, so ein bisschen hatte das was von einer Zündschnur, die langsam abbrennt.

Mir gefielen beide Zeitebenen gleich gut, mal ist die eine, mal die andere Seite spannender.
Es dauert, bis man als Leser dahinter kommt, was bei den Ralstons so alles ablief. Und auch Marlowe merkt bald, dass auf Morning House irgendwas komisch ist.
Der ein oder andere könnte gewisse Passagen vielleicht als zu lang empfinden, ich aber fand es genau richtig. Dieses Bedrohliche, das die ganze Zeit mitschwingt, weil man lange Zeit nicht weiß, in welche Richtung das ganze überhaupt hingeht, das fand ich bei den London-Büchern schon so gut.

Sehr gefallen hat mir das Setting. Zum einen wegen des Hauses, das alleine für sich genommen schon eine besondere Atmosphäre verströmt.
Aber auch die Umgebung hat was für sich. Diese vielen kleinen Inseln die nur mit Booten erreichbar sind und wo früher fröhlich der Handel mit geschmuggelter Ware, vor allem Alkohol, florierte. Und die örtliche Jugend feiert auf den Inseln illegale Partys, was schon Tradition hat.
Insgesamt liest sich das Buch sehr flüssig, ich mag Johnsons Stil einfach gerne.
Daumen hoch!