tolles Buch

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sissidack Avatar

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Wie es sich in der Leseprobe schon andeutete, ist dieser Roman auf seinen 538 Seiten von Beginn an Lesegenuss pur. Ich kann nicht sagen, dass es auch nur einen Abschnitt gibt, der als mehr oder weniger uninteressant, oder soll ich sagen Füllmaterial einzustufen wäre. Jedes Kapitel hat seine Berechtigung zur Klärung der Handlung und notwendiger Zusammenhänge. Spannend ist zu Anfang das Eintauchen in die primitive Welt der Menschen, von denen es nur noch zwei Gruppen gibt. Nun sollte der gesunde Menschenverstand eigentlich sagen, Leute wir müssen zusammenhalten, zusammenarbeiten und zusammenleben, damit wir weiterhin bestehen können. Doch nein, das genaue Gegenteil wird praktiziert! Macht, Raffgier, Hunger, Skrupellosigkeit bestimmen den Alltag. Aber da gibt es auch noch die Hunde, die sich außerhalb der Menschenwelt angesiedelt haben. Wenn es um Nahrung geht, sind auch sie rücksichtslos. Sie bekämpfen sich untereinander aber auch jedes andere Lebewesen einschließlich den Menschen. Sie nehmen in ihre Rudel auch Menschenkinder auf. So wie es Jeet ergangen ist. Er wurde als Kleinkind von einem Rudel aufgenommen und erzogen. Die Bindung zu seiner Hundemutter ist enorm stark. Als Jeet dann zurück zu den Menschen kommt, wird er umerzogen. So geht es noch einigen anderen Kindern in dieser Menschenwelt. Sie bleiben jedoch Außenseiter! Je länger Jeet in der Menschengruppe lebt, umso mehr erkennt er, wohin er eigentlich gehört. Im Tierrudel gelten strenge Regeln. Hinterlist und Falschheit scheinen aber nicht zu existieren. Als Jeet dann eine Freundin hat, die auch ein „Hundskind“ ist, erkennen die beiden jungen Menschen immer mehr, dass sie eigentlich nicht in der kriegerischen, bösartigen Welt der menschlichen Geschöpfe bleiben wollen. In einem turbulenten „letzten großen Kampf“ der beiden Menschengruppen gegeneinander geraten Jeet und seine Freundin immer mehr in ausweglose Bedrängnis aus der ihnen schlussendlich die wilden Hunde heraushelfen. Alle Rudel, Gruppen und Familien haben sich rein gefühlsmäßig zu einer unglaublich großen Macht zusammengeschlossen und helfen Jeet und Chola Se sich zu befreien. Die Beiden fühlen sich am Ende mehr als Hunde denn je und gehen mit den Tieren und Jeets Hundemutter zurück in die Deathlands. Was nun eigentlich aus den letzten Menschen wird, erscheint irgendwie nicht wichtig. Ihnen ist augenscheinlich nicht zu helfen. Sie führen aus Dummheit – oder wie immer man es nennen soll – ihren eigenen Untergang herbei. Ähnliches im Bezug auf Wiedereingliederung kennen wir aus Erzählungen bei denen Kinder weißer Siedler bei Indianerstämmen in Nordamerika aufwuchsen und sich später in das Leben bei den Weißen und sogar bei ihren Eltern nicht wieder einfinden konnten.
Spaßig fand ich den Einfall, bestimmte Satzzeichen einfach weg zu lassen. Der Leser erkennt erst dann deren Wert, wenn sie nicht da sind und ein Satz selbst zu ordnen ist. Erstaunlich, was so ein Komma alles kann!
Um es noch einmal ganz kurz zu sagen: Der Roman ist eine Spitzenleistung in der Literatur. Stilistisch sehr schön. Die Handlung ist bestens ausgearbeitet und nachvollziehbar. Von Anfang bis Ende wird ein Level an Spannung erhalten, die den Leser nicht loslässt. Ich bin begeistert.