Trotz eigenwilliger Schreibweise positiv überrascht

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melail Avatar

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Deathland Dogs ist mit der Prämisse geschrieben, dem Leser die postapokalyptische Welt möglichst authentisch zu vermitteln.
Aus diesem Grund wird komplett auf Kommasetzung verzichtet. Bei dem Gedanken kräuseln sich einem Leser zwar in aller Regel erstmal die Fingernägel, mit der Zeit lässt sich das aber tatsächlich recht gut ausblenden. Auch, weil der Satzbau größtenteils an fehlende Kommata angepasst wurde. Dennoch gibt es einige Stellen, insbesondere Aufzählungen, in denen man - ulkiger Weise - über die nicht vorhandenen Kommata stolpert. Dadurch wird der Lesefluss leider sehr effektiv sofort unterbrochen und der Leser aus dem Geschehen gerissen. Das fand ich sehr schade und es wäre wohl sinniger gewesen, einfach hier und da doch mal einen Punkt zu setzen.
Dementsprechend kann ich mich zwar auch mit dem Prinzip anfreunden, dass die Geschichte zu einer Zeit spielt, in der kaum noch jemand lesen und schreiben kann, weil diese Fähigkeiten natürlich im erbarmungslosen Kampf ums Überleben an Wichtigkeit verlieren. Ich kann mich allerdings weniger damit anfreunden, dass unser Protagonist, aufgewachsen bei wilden Hunden, lesen und schreiben kann – und sich dabei auch noch besser ausdrückt, als so mancher zeitgenössische Autor oder Journalist. Sätze wie „(…) warten mit stumpfsinniger Geduld (…)“ oder „(…), wenn alle Menschen von der Erdoberfläche gefegt würden.“ haben mich zu Anfang doch das ein oder andere Mal verwundert die Stirn runzeln lassen.
Unser Protagonist – Jeet – ist dabei nicht nur durch seine Ausdrucksweise ein eher kurioser Charakter. Ein wildes „Hundskind“, von den Menschen zwangsresozialisiert, eigentlich unerfahren in taktischer Kriegsführung, schleicht er sich - komischerweise wie ein Elite Soldat - in das feindliche Lager. Äußerst logisch, absolut tödlich und vollkommen emotionslos. Seine gewalttätige Seite mag zwar sehr von seinem Leben als Hundskind und seinem Kampftraining bei den Menschen geprägt seien, wirkt aber einfach zu makellos und zu erfahren für einen jungen Mann wie ihn.
Je länger man das Buch allerdings am Stück liest, desto mehr rücken diese Stolpersteine zum Glück in den Hintergrund und es entfaltet sich recht früh eine spannende Geschichte. Dass ich das Buch in 3-4 Zügen gelesen habe, trägt damit wahrscheinlich doch sehr zu meiner eher positiven Meinung bei.

Fazit
Ein überraschend brutales und blutiges Buch, mit einem leicht inkonsistenten, aber doch liebenswürdig einzigartigem Protagonisten und einer Geschichte, die ich so in diesem Genre noch nicht gelesen habe. Wer auf postapokalyptische Überlebenskämpfe, ungewöhnliche Story Elemente und reichlich Emotionen steht, sollte sich diesen Titel durchaus mal genauer ansehen.