Ruhiger Agenten-Roman
"Deckname Bird" erzählt die Geschichte einer Geheimagentin des Britischen Service, die aufgrund einer Intrige zur Gejagten wird. Ursprünglich eingesetzt um korrumpierte und übergelaufene Agenten innerhalb des Services zu finden, wird ihr nun selbst Korruption unterstellt und sie muss innerhalb von Sekunden entscheiden zu fliehen.
Heather ist keine so unbesiegbare, göttlich-taffe Geheimagentin wie James Bond. Sie ist eine Endfünfzigerin, durchaus mit Skrupeln, der ein Mord genauso viel ausmacht, wie jedem normalen Menschen. Besonders macht sie jedoch ihr Einfallsreichtum, ihre Spuren zu verwischen und möglichst unerkannt durchs Land zu fliehen. Von Bristol bis zur nördlichsten Spitze Schottlands, über Norwegen nach Island.
Eine mögliche Flucht hat sie schon vor Jahren vorbereitet. Bis ins kleinste Detail geplant, unterläuft ihr nur ein einziger Fehler, der ihr fast das Leben kosten wird. Die Leserin erfährt bis fast zum Ende nicht, was das Ziel ihrer Flucht, und genauso wenig, was der Grund dafür ist. Das macht die Reise so spannend, und bis auf wenige blutige Zwischenfälle ist es eine sehr in sich gekehrte, ruhige Reise, auf der Heather viel Zeit hat, über ihr Leben nachzudenken und gleichzeitig uns Lesern viele Zusammenhänge zu erklären, wie sie, selbst Tochter eines Geheimagenten, über eine kurze militärische Laufbahn zur Mitarbeiterin des Service wurde. Und, durch eine Fehlspekulation, in finanzielle Notlage geriet und damit erpressbar wurde.
Heather entpuppt sich immer mehr als eine sympathische Frau in mittleren Jahren, mit sehr menschlichen Fehlern und keineswegs eiskalt und unbesiegbar, wie man es aus den meisten Spionagegeschichten und -filmen kennt.
Das Ende kam etwas plötzlich, die Auflösung hing an einem einzigen Namen, der irgendwo im letzten Drittel des Buches zum ersten Mal auftauchte. Leider wurde dieser Zusammenhang nicht noch einmal erklärt, weswegen ich das Ende nicht sicher verstanden habe. Schade, aber 200 Seiten durchblättern wollte ich jetzt auch nicht.