Deep Cut

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canyouseeme Avatar

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"Deep Cuts" von Holly Brickley wurde von Stephan Kleiner ins Deutsche übersetzt. Für die Handlung ist relevant zu wissen, dass ein Deep Cut ein weniger bekannter Song eines Künstlers, der nicht zu den Hits gehört, sondern "tief" im Album vergraben ist und oft erst nach genauerem Hören entdeckt wird, ist. Bekannte Hits und Vielgehörtes wird man hier eher nicht finden (wenn man nicht gerade Musik-Nerd wie Protagonistin Percy ist).
Die Handlung spielt in den 2000-er Jahren, und ich habe mich vollends in diese Zeit zurückversetzt gefühlt. Auch wenn ich selbst zu der Zeit ein bisschen jünger war als die Protagonistin, konnte ich die Szenerie sehr gut nachempfinden, vor allem als Mensch, der sich damals auch sehr viel über Musik identifiziert hat. Mein Herz ist bei der Erwähnung von Hot Chip besonders vor Nostalgie übergeschäumt, die Band habe ich damals sehr sehr sehr viel gehört. Und MySpace - es war essentiell wichtig, welche Musik dem Profil unterlegt war, hier kamen viele Erinnerungen zurück! Kurzum: das Feeling kam vollends an.
Der Fokus auf die Musik hat mir gut gefallen, dass es nicht die bekanntsten Stücke der Bands sind, erklärt sich durch den Titel. Auch durch die Spotify-Playlist zum Buch war mir die Musik noch näher - auch wenn ich gar nicht so wenige Titel bereits kannte. Tatsächlich gibt es noch eine zweite Playlist, die alle im Buch erwähnten Lieder umfasst - eine noch tollere Ergänzung!

Etwas schade finde ich, dass die Charakterdarstellungen etwas hinter der Auseinandersetzung mit der Musik zurück blieben, viele Charaktere blieben Randfiguren und damit eher oberflächlich dargestellt. Nimmt man den musikalischen Kontext weg, bleibt nicht mehr viel an Story und Charakteren übrig. Da wird für Menschen, die mit dem musikalischen Kontext wenig anfangen können, sicherlich eher eine belanglose und wenig emotional greifbare Handlung übrig bleiben.

Ich habe "Deep Cuts" sehr gern gelesen, Sprache und Schreibstil haben sich angenehm und flüssig lesen lassen. Die Handlung hat mir persönlich gut gefallen, es braucht aber eine gewisse Musikaffinität in speziellen Genres, um sich hier wirklich wohl zu fühlen.