Ein leiser, aber eindringlicher Roman über Liebe, Kreativität und Selbstfindung

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krummbein Avatar

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„Deep Cuts“ ist ein Debütroman, der sich stark um Musik, kreative Ambitionen und zwischenmenschliche Verwicklungen dreht. Holly Brickley gelingt es, eine sehr dichte Atmosphäre zu schaffen — besonders durch die Musikreferenzen und die Darstellung der frühen 2000er-Jahre. Für Musikliebhaber gibt es viele schöne Passagen, in denen Songs, Songtexte oder musikalische Details nicht nur Nebenbei-Elemente sind, sondern das Innenleben der Figuren spiegeln.

Die Protagonistin Percy ist geprägt von großer Leidenschaft für Musik, doch auch von Selbstzweifeln. Ihre Beziehung zu Joe, einem aufstrebenden Songwriter, und ihre Rolle als Kritikerin und kreative Unterstützerin, zeigt das Spannungsfeld zwischen Bewunderung, Eifersucht und dem Wunsch, anerkannt zu werden. Diese Dynamik wirkt oft realistisch und nachvollziehbar.

Allerdings gibt es Momente, in denen die Entwicklung stockt. Manche Konflikte oder Gefühle erscheinen etwas vorhersehbar, und gelegentlich bleibt Joe als Figur im Hintergrund, während Percy sehr dominierend ist — das gibt der Geschichte starke Perspektive, mindert aber manchmal die Balance zwischen den Figuren. Auch wirkt das Ende für meinen Geschmack ein wenig zu sanft oder aufgeräumt im Vergleich zur emotionalen Intensität des Mittelstücks.

Der Stil ist zugänglich und flüssig: Brickley verzichtet auf unnötige Komplexität, ohne flach zu werden. Es gibt ein paar Passagen, in denen der Fokus auf Musiktheorie oder Songanalyse etwas viel wird, besonders wenn man nicht ganz vertraut ist mit manchen Musiker*innen oder Stilen — hier hätte ich mir etwas mehr Einbindung gewünscht, damit solche Passagen nicht abschreckend wirken.

Insgesamt ist Deep Cuts ein empfehlenswertes Buch für Leser*innen, die Musik, Nostalgie und Beziehungsdramen schätzen, besonders wenn man bereit ist, sich mit den eher bittersüßen Momenten auseinanderzusetzen. Es ist kein perfekter Roman, aber eines, das nachhallt — mit einer Mischung aus Herz, musikalischem Feinsinn und einer Prise Unvollkommenheit.