Leidenschaft für Musik, wenig für die Figuren

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
sonnenblumeberlin Avatar

Von

Deep Cuts ist eine Hommage an die Liebe zur Musik – und gleichzeitig eine Geschichte über zwei Menschen, die sich über eben diese Leidenschaft näherkommen. Die Grundidee hat mir gefallen: Percy Marks, die jede Melodie auseinandernimmt und in jedem Song ein Stück Leben entdeckt, trifft auf Joe Morrow, der mit ihren ehrlichen Einschätzungen zu seiner eigenen Musik mehr anzufangen weiß, als er anfangs denkt. Ihre Begegnung entwickelt sich zu einem jahrelangen Miteinander, das zwischen kreativer Inspiration, unausgesprochener Spannung und unausweichlichen Konflikten pendelt.
Was mir gut gefallen hat, sind die vielen Referenzen an die 90er- und 2000er-Jahre-Musik. Man merkt, wie sorgfältig die Autorin diese kulturelle Ebene eingewoben hat. Gleichzeitig war es mir stellenweise zu viel: Oft wird so intensiv über Songs und Texte reflektiert, dass die eigentliche Handlung in den Hintergrund tritt.
Die Figuren blieben für mich zwiespältig. Percy ist leidenschaftlich, aber auch schnell anstrengend – ihre ständige Analyse von allem hat es mir schwer gemacht, Nähe zu ihr aufzubauen. Joe hingegen hätte mehr Tiefe verdient; er wirkt manchmal eher wie eine Projektionsfläche als ein voll ausgearbeiteter Charakter. Dadurch fehlte mir ein emotionaler Ankerpunkt, um die Liebesgeschichte wirklich mitfühlen zu können.
Insgesamt war Deep Cuts für mich ein Roman mit interessanten Ansätzen und einer spürbaren Liebe zur Musik, der mich aber nicht dauerhaft fesseln konnte. Wer sich stark für musikalische Referenzen begeistert, wird hier viel entdecken. Wer mehr Handlung oder zugängliche Figuren erwartet, könnte enttäuscht sein.