Liebe, Musik und die frühen 2000er

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
larissa2808 Avatar

Von

Dies ist eine Liebesgeschichte und Eins vorab: ich lese eigentlich nie Liebesgeschichten. Die sind mir irgendwie grundsätzlich zu cheesy. ABER: hier geht es um Musik und die frühen 2000er. Hatte ich Bock drauf.

Joe und Percy treffen sich im Jahr 2000. Sie studieren beide und besitzen beide eine unglaublich große Leidenschaft für Musik. Joe ist selbst Sänger und Songwriter und schnell merken die beiden, dass sie zusammen richtig gute Tracks aufs Papier bringen. Doch da ist auch eine Anziehung, die von vornherein schlechte Karten hat. Zuerst ist Joe vergeben, dann geht die Karriere vor, dann fehlt angeblich die Anziehung,...es gibt in dieser Geschichte immer Gründe, die gegen die Liebe der beiden sprechen. Und auch die Zusammenarbeit steht unter keinem guten Stern. Die Jahre vergehen und die beiden verlieren sich stetig aus den Augen, um dann wieder aufeinander zu treffen. Erzählt wird dabei aus Percys Perspektive. Das bedeutet, wir folgen ihr durch ihr Leben als junge Frau in den USA der frühen 2000er. Diesen Aspekt mochte ich ganz gerne. Es geht zum Beispiel auch um ihren Struggle mit dem Berufsleben, der damaligen politischen Lage, den Männern im Allgemeinen. Aber sie kommt eben nun mal auch einfach nicht von Joe los. Sie vergibt ihm fürchterliches Verhalten, lässt sich immer wieder in eine unterlegene Position bringen und schmachtet dabei diesen heißen, irgendwie kaputten Musiker an. Nicht so geil.
Außerdem muss man wissen, dass die Musik keine Nebenrolle in diesem Roman spielt. Es wird wirklich ununterbrochen von Songs, Alben und Interpreten geredet - von den ich leider kaum etwas kannte. Da werden Songs interpretiert, die ich noch nie gehört habe und Namen gedroppt bis zum Gehtnichtmehr. Das hat es mir echt seeehr schwer gemacht reinzukommen. ABER: als ich dann endlich in der Geschichte war, hat sie plötzlich einen richtigen Sog entwickelt und ich konnte das Buch nicht mehr aus den Händen legen. Ich glaube, was mich so hingerissen hat, war die Begeisterung der Autorin für Musik, die der Geschichte einfach aus jeder Pore strömt. Für mich war Musik immer eine nette Sache und ich habe immer gerne und viel Musik gehört, aber mir war nicht klar, mit welcher Intensität und Ernsthaftigkeit andere Menschen Musik hören können. Davor habe ich unglaublichen Respekt und ich bin fast ein bisschen neidisch auf dieses Gespür für Musik.

Ihr merkt, eine sehr zwiegespaltene Rezension. Ich habe auf jeden Fall Kritikpunkte, aber ich wurde auch einfach gut unterhalten. Ih glaube, wenn mal als Leser*in selbst in den USA aufgewachsen ist/ studiert hat, kann man deutlich mehr mit der Geschichte anfangen, da man einfach mehr Bezug hat. Aber wenn ihr eine Leidenschaft für Musik habt, könnte euch der Roman dennoch richtig gut gefallen.