Mit Sprüngen in der Platte

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„Deep Cuts“ von Holly Brickley ist wie ein Mixtape, das man in den frühen 2000ern von einem guten Freund bekommen hat: roh, ehrlich und voller Emotionen, aber auch mit ein paar Sprüngen in der Aufnahme. Die Geschichte folgt Percy, einer jungen Frau, die lieber über Musik schreibt, als sie selbst zu machen, und dem charismatischen Musiker Joe, der plötzlich in ihrem Leben auftaucht. Aus einer Begegnung zwischen zwei Kreativen wird eine enge, manchmal unausgesprochene Symbiose, in der Bewunderung und Neid, Inspiration und Unsicherheit Hand in Hand gehen.

Brickley erzählt das alles nicht in glatten, linearen Bahnen, sondern mischt Songtitel als Kapitelüberschriften, Chatverläufe, Blogeinträge und sogar handschriftliche Notizen unter den klassischen Romantext. Das Ergebnis ist fast wie ein Tagebuch einer Ära, in der MySpace noch cool war und Musik über brennende Leidenschaft definiert wurde. Die Beschreibungen sind oft so detailreich, dass man den Staub im Plattenladen riechen und das Flackern alter Bühnenlichter sehen kann.

Manchmal zieht sich die Geschichte in dieser Detailverliebtheit ein wenig, und Joe bleibt in seiner Tiefe hinter Percy zurück. Doch gerade diese Unvollkommenheiten passen zum Grundgefühl des Romans: Er ist nicht glatt poliert, sondern hat Ecken und Kanten, wie eine Lieblingsplatte, die man immer wieder auflegt, obwohl sie an manchen Stellen kratzt. „Deep Cuts“ ist ein Buch für alle, die gern mal wieder nostalgisch werden.