Playlist der Gefühle

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Deep Cuts ist ein Coming-of-Age-Roman, der Musik nicht nur als Kulisse nutzt, sondern sie zum eigentlichen Herzschlag der Geschichte macht. Im Mittelpunkt stehen Percy und Joe, die sich im Jahr 2000 in einer Studentenbar in Berkeley kennenlernen. Sie verbindet sofort die Leidenschaft für Songs. Aus dieser Begegnung entsteht eine vielschichtige Verbindung: zwischen Freundschaft und Liebe, zwischen Inspiration und Distanz, zwischen Bühne und zweiter Reihe.
Das Buch führt durch die frühen 2000er-Jahre, eine Zeit von Mixtapes auf CDs, Napster und iPods, und spiegelt damit auch eine Ära musikalischer Umbrüche. Jedes Kapitel ist einem Song zugeordnet, die Handlung wird zudem durch Blogeinträge, Notizen und Chats ergänzt. Besonders gelungen ist die begleitende Playlist, die das Leseerlebnis intensiviert auch wenn das parallele Hören für mich manchmal eher ablenkend als bereichernd war.
Stark ist das Buch dort, wo es um die Leidenschaft zur Musik geht. Percy seziert Songs mit einer Begeisterung, die ansteckend wirkt, und ihre Dynamik mit Joe ist glaubwürdig, manchmal sogar elektrisierend. Gleichzeitig steckt hier mehr als eine Romanze, denn Deep Cuts erzählt auch von kreativer Abhängigkeit, Selbstverwirklichung, und dem Schmerz, wenn die eigene Stimme ungehört bleibt.
Nicht alle Aspekte funktionieren gleich gut. Manche Abschnitte geraten durch die intensive Musikanalyse recht ausschweifend, und da häufig eben auf „Deep Cuts“ der 60er und 70er zurückgegriffen wird, anstatt auf die Musik der unmittelbaren 2000er, geht meine Aufmerksamkeit ein wenig verloren. Zudem bleibt Joe als Figur etwas blass, während Percy deutlich mehr Tiefe erhält.