Interessantes Szenario – vielleicht etwas überdramatisiert
Zuerst einmal gefällt mir das Wortspiel im Titel. Und auch den Schreibstil fand ich sehr angenehm zu lesen. Die Aneinanderreihung relativ kurze Sätze am Anfang war für mich ein bisschen ungewohnt, aber ich konnte trotzdem gut in die Geschichte hineinfinden. Vor allem fand ich, dass die Emotionen - Biancas Erschöpfung, Freude, Enttäuschung, wie auch Xaviers Zwiespalt - sehr gut rübergebracht wurden.
Allerdings hatte ich schon den Eindruck, dass Bianca ein klein wenig überreagiert bzw. die Situation dramatisiert wird. Ich fand alle Entschuldigungsnachrichten, die vorkamen, sehr nett und die Leute wussten ja nicht, dass alle anderen auch nicht kommen. Wenn nur einer von ihren Freunden/ Schwester aus genau dem vorliegenden Grund nicht aufgetaucht wäre, hätte Bianca wahrscheinlich anders empfunden, oder? Vielleicht war das alles einfach ein unglücklicher Zufall und nicht das riesige Ausmaß an Nicht-Achtung, als dass sie es wahrnimmt?? Das macht sie zu einer nicht ganz so sympathischen Protagonistin. Allerdings muss zu ihrer Verteidigung vielleicht auch gesagt werden, dass sie erst erschöpft und dann betrunken ist. Es bleibt wohl abzuwarten, wie sie sich im Laufe der Geschichte entwickelt.
Xaviers innere Zwiespalt schien mir dagegen nuancierter und einfühlsamer erzählt. Damit konnte ich ein bisschen mehr anfangen.
Schade finde ich es noch, dass mir gar nicht wirklich klar ist, worüber Bianca ihre Doktorarbeit eigentlich geschrieben hat. Es wird nur von „Informationswissenschaften“ geredet, aber das ist ja ein recht allgemeiner Begriff. An sich scheint mir das ganze schon ein bisschen ironisch. Als Leser weiß man nach ein paar Seiten alles über Biancas Gefühle für Xavier, aber nichts über den Inhalt ihre Doktorarbeit. Ist das nicht irgendwie das, was sie bei ihren Freunden kritisiert? Dass ihre Forschung nicht als wichtig wahrgenommen wird.
Insgesamt bin ich aber gespannt darauf, wie es weitergeht - nicht nur mit Bianca und Xavier, sondern auch mit Biancas Arbeit.