Ganz nett für Zwischendurch

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piecewartenoch Avatar

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Bianca hat nach fünf langen Jahren endlich ihre Dissertation hinter sich und kann sich wohlverdient Doktor nennen. Das muss gefeiert werden. Doch leider kommen weder Freunde noch Familie zu ihrer Party. Um ihnen für ihr Fehlen einen Streich zu spielen, täuscht sie zusammen mit Xavier, einem Kollegen, vor, verlobt zu sein. Nur, dass da vielleicht mehr lauert als ein lockerer Flirt.
„Degrees of Engagement“ ist eine locker leichte Liebesromanze, die sich dank des einfachen, angenehmen Schreibstils der Autorin Jennifer Hennessy gut und flott lesen lässt. Nur leider konnte mich das Buch nicht komplett überzeugen. Aber erst einmal zu den positiven Aspekten: Thematisch hat die Geschichte viel Potenzial. Ich finde es spannend, dass beide Hauptfiguren einen akademischen Hintergrund haben und gerade an der Schwelle eines neuen Lebensabschnitts stehen, auch welche Studienfächer die Figuren belegt hatten und wofür sie brennen, z.B. Xavier für die Rückführung von Raubkunst – für mich als angehende Kunsthistorikerin besonders interessant. Nur leider wird darauf, wie auch auf die gesamte Figur des Love Interests kaum eingegangen. Wir lernen ihn viel zu wenig kennen, sodass ich nicht wirklich Sympathien für ihn entwickeln konnte. Das ist bei einer Geschichte, die sich auf die Liebesgeschichte zwischen zwei Figuren stützt, besonders schlecht. Nur gut, dass ich Bianca wesentlich besser finde. In ihre Gefühlswelt einzutauchen, fiel mir direkt von Beginn an unheimlich leicht – vielleicht weil mir Situationen, in denen meine Leistungen nicht wertgeschätzt oder überhaupt zur Kenntnis genommen werden, nur allzu bekannt sind. Ich würde mal meinen, dass die Autorin Menschen wie mich ansprechen wollte. Das funktioniert eben bis zu einem gewissen Grad, aber leider ist die Liebesgeschichte doch etwas schnell erzählt und vor allem schwer nachvollziehbar, da wir nicht Teil des Verliebungsprozesses sind. Stattdessen herrscht bereits seit vielen Jahren eine Anziehung auf beiden Seiten, ohne dass die jeweils andere davon wüsste. Aber statt Slow Burn, bei dem die Figuren sich langsam näherkommen und erst viel später in der Geschichte ihre wahren Gefühle offenbaren, wird hier nicht lange gefackelt und ziemlich schnell kundgetan, wie attraktiv sie sich finden. Am besten gefallen mir die Szenen, in denen der Trope Fake Dating bzw. in diesem Fall Fake Verlobung auch mal zum Tragen kommt, nämlich wenn Bianca mit Freunden und Familie konfrontiert ist. Das sind die starken, emotionalen Szenen, die mich packen konnten. Nur leider kommt das nicht allzu oft vor bzw. wenn, dann immer nur sehr kurz und nicht sonderlich ausführlich. Ich bin insgesamt sehr zwiegespalten: Zum einen ist das Buch nicht herausragen besonders auf die Liebesgeschichte bezogen, zum anderen wollte ich immer weiterlesen und konnte mich kaum losreißen. Besonders zum Ende hin hat es noch einmal seine Momente und auf den letzten Seiten hätte ich mir fast gewünscht, dass es nicht zu Ende sein soll. Letztendlich ist es ein netter Liebesroman für Zwischendurch, den man lesen kann. Wenn nicht, verpasst man aber auch nicht wirklich etwas.