Mangelhafte Umsetzung

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coni90 Avatar

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Bianca Dimitriou ist immer für ihre Familie und ihre Freunde da - ob bei Hochzeiten, Geburten oder sonstigen Anlässen - jeder kann sich auf sie verlassen. Als sie selbst jedoch den größten Triumph - Erreichen ihres Doktortitels - erreicht, kommt keiner ihrer Herzensmenschen zu ihrer Feier. Als Bianca klar wird, dass der Doktortitel kein Meilenstein ist, den ihre Familie und Freunde schätzen, ist sie zutiefst verletzt und beschließt, mit ihrem Kommilitonen Xavier eine Verlobung vorzutäuschen. Die Anziehung, die schon immer unausgesprochen zwischen ihnen bestand, ist dabei jedoch nur ein Problem, das die Fake-Verlobung geradewegs Richtung Katastrophe schippern lässt...

Dieser Roman hätte so viel Potential gehabt! Die Frage, ob Frauen mehr wert sind, wenn sie klassische konservative "Meilensteine" erreichen wie eine Hochzeit oder Geburt eines Kindes, im Vergleich zu denen, die sich für Karriere oder andere Lebenswege entscheiden, hatte dafür gesorgt, dass ich die RomCom unbedingt lesen wollte. Leider kratzte der Roman inhaltlich nur an der Oberfläche dieser gesellschaftskritischen Frage und auch das wissenschaftliche Setting wurde für meinen Geschmack zu wenig beleuchtet. Hinzu kam, dass die Figuren Bianca und Xavier dieses Manko nicht recht ausgleichen konnten - ich hatte große Schwierigkeiten, mit ihnen mitzufühlen, da die Geschichte aus der 3. Person geschildert wurde. Dies hat bei mir für zu viel Distanz zu den Figuren gesorgt. Die zunehmende aufkeimende Anziehung der beiden hat mir gut gefallen, jedoch konnte ich die Ausreden, warum sie dem seit Jahren nicht nachkommen durften, nicht ganz nachvollziehbar. Ferner hat mir der emotionale Tiefgang gefehlt. Beide Figuren hatten zwar viele wichtige Themen in petto (Verlust eines Elternteils etc.), hier wurde aber leider nicht in die Tiefe gearbeitet. Der Roman ließ sich dank der flüssigen Schreibweise gut lesen, dennoch konnte er mich ob seiner Oberflächlichkeit nicht vollends überzeugen.