Gut für die Seele

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thoronris Avatar

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Manche Bücher verzaubern mich von der ersten Seite an, ohne dass ich genau weiß, warum. So erging es mir mit „Dein Herz in tausend Worten“ – als ich die Leseprobe zu Ende gelesen hatte, wusste ich, dass dies eine Geschichte ist, in der ich versinken kann, die mich glücklich macht. Umso glücklicher war ich, als ich das Buch endlich in den Händen hielt und weiterlesen konnte.

Dieser Liebesroman in Notting Hill hält bis zur letzten Seite, was er mir versprochen hat: Es ist ein modernes Märchen, das ohne viel Aufregung und Drama einfach nur gute Laune machen will, gerade indem es Melancholie und Verlust und Ängste aufgreift. Während die weibliche Hauptfigur mit sehr realen sozialen Ängsten zu kämpfen hat, sucht der Protagonist nach einer Möglichkeit, seine innere Leere zu füllen. Ihnen wird dabei von verschiedener Seite geholfen, unter anderem auch von einer älteren Dame, die definitiv zu klug und intuitiv ist, um so in der Realität existieren zu können.

Es gibt viele Zufälle und Beinahe-Begegnungen, bei denen man stets erwartet, dass diese jetzt zum großen Wiedersehen führen werden, doch die Geschichte setzt sich über solche Erwartungen hinweg und geht einen eigenen Gang. Während sehr viele Klischees bedient werden, die mich als Leserin in Sicherheit wiegen und angenehme Wärme verbreiten, warten trotzdem immer wieder Überraschungen und ins Gegenteil verkehrte Klischees auf uns. Es ist ein Kunststück, einen Liebesroman zu schreiben, der so leicht und warm ist, und gleichzeitig so tief und emotional. Ebenso stark ist, dass der Schreibstil mühelos zwischen Ich-Perspektive und dritter Perspektive hin- und herwechselt, wie es die Situation gerade erfordert. Während ich normalerweise solche Wechsel nicht schätze, funktioniert es hier und verstärkt den Eindruck, dass wir uns in einem erzählten Märchen befinden.

Gleichzeitig sehe ich, dass das Buch gewiss nicht für jeden ist. Es gibt keinen großen, zentralen Konflikt, es gibt kein Drama, es gibt keine Antagonisten. Die Hindernisse im Weg sind die Protagonisten selbst, aber sie wirken dabei nie überzeichnet oder übermäßig leidend. Gerade weil die beiden Protagonisten so real wirken, während einige andere Figuren und die Geschehnisse um sie herum eher einem Märchen entsprungen scheinen, funktioniert die Geschichte. Es ist eine Romanze, wie wir sie uns wünschen, nach der wir uns sehnen. Und am Ende sind alle glücklich.

Fazit

Der Liebesroman „Dein Herz in tausend Worten“ von Judith Pinnow erzählt eine modernes Märchen darüber, wie wir auch als Menschen mit Altlasten, Ängsten und Traurigkeit noch Liebe finden können. Ohne Aufregung, ohne allzu viel Konflikt verfolgen wir die zauberhafte Romanze von Will und Millie, die wie für einander geschaffen scheinen. Der leichte Schreibstil kombiniert mit authentischen Charakteren, die auf ihre Art alle sehr emotional sind, hinterlässt bei mir einfach nur gute Laune und Zufriedenheit. Es muss nicht immer der starke, pure Espresso sein, manchmal ist ein süßer Latte Macchiato mit einem Schuss Karamell genau das richtige für die Seele.