Meine Meinung in tausend Worten ...

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Bewertung:
Das Cover ist ein Hingucker und der Titel passt wunderbar. Der Klappentext stimmt nur teilweise, aber das, was hier steht, ist nicht falsch, daher völlig in Ordnung. Mich stört nur wieder diese Zusatzsätze über dem Klappentext, wie üblich überdramatiersierend! 🙄 Auch dieser Satz "Eine Liebesgeschichte in Notting Hill" auf dem Cover hat mich die Augen verdrehen lassen. Ist der von der Autorin? Meistens sind diese Untertitel vom Verlag hinzugesetzt, gehören also gar nicht zum Titel. Ich frage mich auch immer wieder, wieso man immer neben dem Titel noch was setzen muss ... kann man das Buch nicht einfach so lassen, wie es von der Autorin gedacht war? Mensch ... 😤 Auch wenn es hier nicht der Fall ist, findet sich das überall, diese vom Verlag gesetzten Untertitel. Vor allem weiß ich nicht, ob das eine Marketingstrategie ist, das Buch mehr zu verkaufen - die Erinnerung an den Film "Notting Hill", der triggern und zum Kauf anregen soll - oder ob nur der Ort in dieser Geschichte gemeint ist. Vielleicht auch beides, passt ja.

Die Kapitel sind mit Überschriften gekennzeichnet. Die Erzählform ist hier sehr gemischt. Es gibt die Ich-Form von Millie, die Erzählung über William und eine Mischung über mehrere Personen gleichzeitig. Sehr ungewöhnlich, schon die Mischung von Ich-Form und Über-Erzählform. Im letzten Drittel gibt es sogar die verschiedenen sogar innerhalb eines Kapitels. Hier hätte ich mir statt der Über-Form die Ich-Form von William gewünscht. Warum das nicht so ist, verstehe ich nicht. Millie wäre dadurch nicht weniger im Mittelpunkt. Oder eben direkt alles in Über-Form. Liest sich überraschend und mich hat das irritiert, als es Begann. Dann habe ich mich daran gewöhnt. Die Geschichte spielt in der Gegenwart, es wurde keine Vergangenheitsform genommen.

Ich finde, Bücher haben es nicht verdient, staubig zu sein.
(Seite 8)

Die Idee hat mich am Buch angezogen. Sie ist nicht nur originell, sondern erinnert mich an mich selbst. Ich habe auch schon solche Aktionen gebracht, da habe ich aber statt Buchzitate, Gute-Laune-Sprüche verteilt. Und auch heimlich, weil ich mich vor Kontakt scheute. Auch die Gedanken, die sich dann darum drehen, wie die Sprüche ankommen, kenne ich zu gut. Das gehört dazu. Hier hat mir sehr gefallen, dass die Autorin auch alle Seite zur Aktion eingebracht hat. Die freudigen und die enttäuschten Momente. Denn es ist so, dass nicht alle Menschen solche Aktionen würdigen, sich freuen, sondern es gibt viele, die sie ignorieren und irritiert darauf reagieren. Weil es einfach nie jemand tut. Das verunsichert eben auch. Daher ist die Darstellung der verschiedenen Reaktionen der Menschen wahrheitsgetreu beschrieben. 👌 Die Idee der Geschichte hat mich magisch angezogen, ganz ohne Leseprobe. Ich musste das Buch also einfach haben!

Das Setting ist super, die Geschichte spielt in England. Merkwürdigerweise wird hier nie Großbritannien geschrieben, da sind die Engländer sehr empfindlich. Die englische Atmosphäre kommt auch schön rüber, die geschichtliche Atmosphäre schwankt eher, was den Zeitsprüngen und Fehlern geschuldet ist. Mehr dazu unten.

"Wenn du schreibst, kannst du fliegen, Drachenmädchen Momo."
"Ich kann auch fliegen, wenn ich lese", antwortet sie.
(Seite 131)

Millie ist mehr Praktikantin als Assistentin, nur dass sie halt geschätzt wird. Sie macht eigentlich alles, was Praktikanten oder Auszubildende tun. Andererseits trödelt sie so viel herum und arbeitet kaum. Macht ständig Pausen und geht in die Stadt bummeln ... Was sie an Zeit hat und vertrödelt und niemand stört das. Echt seltsam. Wenn wir alle so arbeiten würden, kämen wir nie vorwärts. Sie ist schüchtern und eher sozial verarmt. Sie verkriecht sich lieber in menschenfreien Zonen, als Kontakte zu pflegen.

William ist ein Bestseller-Autor und trägt die Nase zuweilen oben. Hier schwankt das Bild aber, sodass ich nicht richtig von seinem Charakter überzeugt bin. Das hin und her seines Verhaltens wirkt auf mich etwas zu gewollt. Vor allem zu gewollt arrogant, weil er in anderen Momenten wieder ganz anders ist.

Die Liebesbeziehung der Beiden (was ja kein Geheimnis ist, dank des Klappentextes) ist nicht so schön natürlich für mich. Das erste Treffen ist berührend, aber auch für mich künstlich aufgebaut. (Ich verrate nicht, worum es geht) Die Szenen mit den Beiden wirkt im Ganzen immer zu gewollt. Das ist so schade! 😢 (Genaueres erfahrt ihr in der Lese-Chronik)

Millies Bruder ist ein Schatz und seine Darstellung hat die Autorin - neben zwei anderen Charakteren, die ich hier nicht verraten möchte - sehr glaubhaft beschrieben. Er gehört auch zu meinen Lieblingen. Und ich meine, welche Frau wünscht sich nicht so einen liebevollen und beschützerischen Bruder, den man mit Anrufen um den Schlaf bringen kann? Auf den man sich verlassen kann und der einem so nimmt, wie man ist? Gerade für uns Frauen eine Besonderheit, wo wir doch für alles kritisiert werden.

"Was hat dir damals geholfen?", flüstert er in ihre Haare, die nach Zitronen riechen.
"Lesen. Und dir?"
Er lächelt. "Schreiben."
(Seite 123)

Die Autorin hält es zu Beginn geheim, was Millie da treibt, versucht Neugier aufzubauen. Das gelingt gar nicht, weil ja im Klappentext steht, was Millie tut. Das wirkt von der Autorin also ziemlich unnötig, aber mir gefällt es trotzdem. Manche Bücher liest man am Besten ganz spontan und ohne Klappentext zu lesen. Das ist so ein Buch. Nur dass es hier nicht möglich ist, derzeit, da es auf Vorablesen angeboten wurde und man sogar die Leseprobe lesen "muss", um sich zu bewerben. Selbst, wenn man Punkte hierfür ausgibt, wie ich es getan habe, liest man ja den Klappentext, bevor man sich dafür entscheidet. Also sehr schwierig mit dem Spontanlesen ohne Drumherum.

Die Zeit vergeht sehr salopp - morgens zu abends. Es gibt keine Übergänge. Hier und da hat mich das etwas irritiert, sodass ich die Sätze danach zweimal lesen musste. Manche Kapitel haben extrem große Zeitsprünge, die mich orientierungslos gemacht haben. Da kam das Gefühl auf, ich hätte was überlesen, was natürlich nicht der Fall war.

Für mich sind viel zu wenig Zitate aus dem Manuskript gezeigt worden. Auch das Verteilen dieser hält sich in Grenzen. Die Autorin führt hier nur wenige Szenen vor, wie Millie die Zitate verteilt. Ich habe auf viel mehr gehofft, sowohl auf die Anzahl an Zitaten als auch ihre Verteilung.

Vielleicht ist das ein Fehler, den man generell im Leben oft begeht. Etwas nicht zu versuchen aus Angst davor, dass es sowieso nicht klappt.
(Seite 71/72)

Die Autorin drückt sich einige Male unglücklich und wirr aus. Beispiel: In einer Szene steht, Millie sieht, was jemand unter die Zeilen geschrieben hat. Dann folgt ein Zitat aus dem Manuskript. Und ich suche und suche das, was unter den Zeilen stehen soll. Ich habe es dreimal gelesen. Aber da steht gar nichts drunter. Die Autorin meint wohl die Zeilen selbst. Dann eine Seite wird gesagt, da habe jemand mit der Hand die Zeilen ergänzt. Und dann dachte ich "Achso!". Die zuvor gedruckten Zeilen von Millie wurden handschriftlich ersetzt, das sind die Zeilen, wo steht, das Millie sieht, was jemand unter die Zeilen geschrieben hat. Oh Mann ... das sieht der Leser aber nicht! Die Autorin hätte hier entweder die gedruckten Zeilen zeigen müssen und die Handgeschriebenen in einer anderen Schrift darunter setzen müssen - dann versteht man das auch. Oder sie hätte ergänzen müssen, dass Millie sieht, wer unter den bereits gedruckten Zeilen etwas handschriftlich drunter geschrieben hat - das wäre genauso deutlich und verständlich. So überlässt die Autorin den Leser der Verwirrung. Und das passiert ein paar Mal. Das ist nicht nur verwirrend, sondern reißt auch total aus dem Lesefluss.

Auch Wortübersetzungen sind mal gegeben, dann wieder nicht. Und wenn, dann auch nicht nachvollziehbar in Deutsch. Wie kommt die Autorin darauf, eines der Wörter ins Deutsche zu übersetzen? Unverständlich. Ebenso gibt es ein paar unlogische Sätze im Sprachgebrauch und im Verlauf. Ich möchte aber auch nicht verschwiegen, dass es humorvolle Szenen und Dialoge gibt, die mich zum Lachen gebracht haben. Das ist wunderbar! (Mehr in der Lese-Chronik)

"Nichts geht je verloren, und nichts ist je fort, es geht nur etwas weiter, wechselt nur den Ort", sagt Mrs Caine und schaut mich liebevoll an.
(Seite 245, zitiert aus "Mary Poppins")

Das mit dem Manuskript ist nicht näher bearbeitet worden. Ja, wir erfahren, was den Autor bewegt hat, es zu schreiben, aber weiter nichts. Wieso hat er es an Verlage zur Veröffentlichung geschickt? Wieso ist sein Agent froh darüber, dass es nie veröffentlicht wurde? Das bleibt alles unbeantwortet.

Auch das Haupthema, die Verteilung der Zitate, wird hier nicht aufgelöst. Jedenfalls nicht so, wie es realistisch wäre. Es kommt einfach nebenher automatisch raus, dass Millie Diejenige ist, die die Zitate verteilt. Der Autor nimmt das zur Kenntnis? Ich weiß es nicht. Die Autorin schreibt dazu überhaupt nichts. Es ist einfach da, diese Tatsache. Es ist schwer zu erklären, ohne zu spoilern ... 😓 Es folgt keine Überraschung, kein Entsetzen, kein bereits wissendes Nicken, gar nichts! Darüber wird einfach hinweggegangen von den Charakteren und der Autorin selbst. Der Showdown um die anonyme Verteilerin bleibt völlig aus. Als hätte es dieses Rätsel für den Autor und seinem Agenten gar nicht gegeben, obwohl die Autorin es so geheimnisvoll aufbauend schreibt. Man wartet als Leser auf den Showdown, das Entblößen des Geheimnisses und die Reaktionen darauf - aber nichts passiert. Gar nichts.

Das Ende, das letzte Kapitel, kommt sehr salopp und ohne Entwicklung daher. Schon im vorletzten wird was gesagt, dass ich als Leserin nicht verstand, es ist ohne irgendeinen Zusammenhang. Und auch nur kurz eingeworfen, sodass keine Entwicklung für das Ende stattfindet. Das Ende wirkt nicht nur deshalb etwas gekünstelt erstellt auf mich, auch dass alle Leute (verrate nicht, wer) plötzlich alle miteinander gut sind und sich Paarungen bilden. Auch da fand nicht wirklich eine Entwicklung statt. Es gab da minimale Szenen, wo ich schon erraten habe, dass das als Paarschaft endet - das hat die Autorin in meinen Augen nicht rätselhaft geschrieben -, aber da fehlt für mich der Mittelteil bis es zur Paarschaft kommt.


Fazit:
Das Buch kam am Samstag Vormittag (gestern) an und ich habe es am selben Tag ganz durchgelesen. Es ist eine kurze und gute Unterhaltung, dennoch wurde ich enttäuscht. Ich habe mir den Verlauf ganz anders vorgestellt. Aber das bewerte ich nicht. Ich finde es unfair, dass viele Leser das tun. Was können die Autoren oder die Geschichte für ihre eigenen Erwartungen und Vorstellungen? Erwartungen und Vorstellungen können nie mit der Realität übereinstimmen, das ist genau ihr Wesen! Es ist unsere Fantasie und kein Wissen. Wir hoffen, dass die Realität an unsere Vorstellungen ran reicht, aber darauf bestehen können wir nicht. Und das zu bewerten ist völlig daneben! Es kommt darauf an, ob gezielt bestimmte Erwartungen geweckt werden, durch Klappentexte - das kommt auch vor, das unterliegt dann auch eher einer Käufer-/Lesetäuschung. Das ist etwas anderes und eher selten der Fall.

Nicht nur einige Beziehungen zueinander sind künstlich erstellt, sondern auch viele kleine Szenen und einiges Gesprochenes, das gar nicht natürlich sein kann, es sei denn, diese Personen besitzen hellseherische Kräfte. (Weiteres in der Lese-Chronik)

Immer wieder wird in der Geschichte "Cinderella" eingeworfen, sodass ich das Gefühl bekam, es ist eine moderne Version des Märchens. Auch "Alice im Wunderland" spielt hier mehrfach eine Rolle und wird auch von den Charakteren aufgenommen. Es tauchen auch viele Metaphern auf, die berührend und poetisch zu lesen sind. Die Geschichte hat einiges vorhersehbares wie unvorhersehbares zu bieten. Und ich bin froh, dass ich nicht alles schon vornerein erkannt habe, sondern auch mal überrascht wurde.


Ein gutes Buch wird nicht unbedingt ein Bestseller. Und ein Bestseller ist nicht unbedingt auch ein gutes Buch. (Seite 75)

Genauso ist es. Wie oft schüttele ich den Kopf, weil angebliche Bestseller einfach nur Abklatsch von anderen Büchern sind und viele Fehler enthält. Während wirklich tolle Geschichten gar keine Aufmerksamkeit bekommen. Da ist auch wieder das Machtsystem am Werk, denn gerade Autoren, die alle Welt kennt, bekommen besondere Aufmerksamkeit und ich bekomme oft den Eindruck, dass ihre Bücher nur deswegen - wegen dem Bekanntheitsgrad der Autoren) auf die Bestsellerlisten landen, nicht wegen der Geschichten an sich. Das ärgert mich! Kleine Autoren haben hier das Nachsehen, egal, wie toll ihre Geschichten sind.

Ich wette, dieses Buch landet auch auf Bestsellerlisten, es wird ja alleine am und im Buch viel Werbung für die Autorin gemacht und ihr Vorwerk gelobt. Die Geschichte hier ist nicht schlecht, also nicht falsch verstehen, aber auf die Bestsellerliste gehört es trotzdem nicht. Leider. Gegönnt hätte ich es der Autorin und der Geschichte, aber es ist eben nicht herausragend. Leider. Ich finde das Auswahlsystem einfach nur unfair und machtverschoben.

Ich kann nur hoffen, dass meine Lesekameradinnen nicht allzu viel spoilern. Sie werden mit Sicherheit Sachen erwähnen, die ich absichtlich weggelassen habe. 😞 Aber darauf habe ich keinen Einfluss. Ich bin sehr traurig, dass ich der Geschichte keine 5 Sterne geben kann, ich habe ein ungemein großes Bedürfnis, das zu tun. Und bin auch an die Geschichte mit der Hoffnung darum rangegangen. Sehr schade! Aber wie mich die Geschichte trotz vieler Makel gut und kurzweilig unterhalten konnte und ich auch mal fünf gerade sein lassen möchte, vergebe ich noch 4 Sterne.

Eine leicht poetische Geschichte über Bücher und ihren Sinn, wie auch die Möglichkeit der Weiterentwicklung und das Finden um einen Platz im Leben. Es ist also nicht einfach eine typische Liebesgeschichte, es ist ein besonderer Mix aus allem. Nach mehr als 3 Stunden Lese-Chronik und Rezension beende ich das hier und hoffe, damit angeregt zu haben, das Buch zu lesen. Trotz allem. Trotz allem empfehle ich es von 💝 weiter!

"Dein Roman ist etwas ganz besonderes. Es hat nicht verdient, im Raum des Vergessens zu liegen. Er hat mich bewegt, und ich wollte, dass er auch andere Menschen erreicht, wenigstens in Teilen."
"Und wie ist es gelaufen?"
"Es war schön. Ich glaube, es hat einige ein bisschen glücklich gemacht für den Moment. Und das ist ja der ganze Grund, warum man liest. Man hofft auf Zeilen, die ein schönes Gefühl in einem wecken."
(Seite 226)



In der Lese-Chronik befinden sich die Fehler von mir ausführlich erläutert, ebenso wie die humorvollen Szenen und viele weitere Zitate zum Träumen.


🧐 Lesen auf eigene und schöne Gefahr:

https://www.lovelybooks.de/bibliothek/WriteReadPassion/lesestatus/2982514722/



COVER/AUFMACHUNG ⭐⭐⭐⭐⭐

GRUNDIDEE/THEMA ⭐⭐⭐⭐⭐

ATMOSPHÄRE/SETTING ⭐⭐⭐⭐

ERZÄHLSTIL ⭐⭐⭐⭐

HANDLUNG/VERLAUF ⭐⭐⭐,🌠

CHARAKTERE ⭐⭐⭐,🌠

GENRE ⭐⭐⭐⭐⭐




Ich bedanke mich beim Vorablese-Team und dem Verlag für das Buch! Ich habe zwei Wochen darauf hin gefiebert und wollte es unbedingt lesen. 🤓




Für den Verlag - Fehler:

Seite 31, Zeile 2: Ich könnte dann heimlich im Türrahmen stehen, wie ich das manchmal mache, und ihm zusehen. = Es muss "ihnen" nicht "ihm" heißen. Sie spricht von den Bestsellerautoren, Mehrzahl.

Seite 34, Zeile 17: Megan sagt sie zu Jasper, ... = das "sie" muss weg

Seite 166, Zeile 13: Da fehlt das Anfangs-Apostroph