schöner Ansatz, aber etwas emotionslos

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Millie ist so schüchtern, dass sie selbst ihren Verlagskollegen gegenüber kaum ein Wort herausbringt – geschweige denn bei Fremden. Sie verliert sich lieber in Geschichten. Am liebsten in den abgelehnten Manuskripten. Eines Tages liest sie eine Liebesgeschichte, deren wunderschöne Worte sie nicht mehr loslassen. Sie möchte mehr Menschen daran teilhaben lassen, nimmt ihren Mut zusammen und verteilt Zitate aus diesem Manuskript in ihrer Umgebung. Als William Winter, der Autor dieser Geschichte, so ein Zitat entdeckt, ist er entsetzt. Es ist immerhin sein Roman. Wie ist der Textschnipsel bloß an die Pinnwand des Cafés gelangt? Doch bevor die beiden geplant aufeinandertreffen, begegnen sie sich unwissentlich und dieser Moment besitzt eine besondere Magie. Doch kann man diesem Gefühl trauen? Besonders Millie ist da skeptisch.

Ich liebe Bücher, in denen es um Geschichten und Bücher geht. Ich liebe London. Ich liebe den Film „Notting Hill“. Daher war schnell klar, dass ich das Buch lesen muss.

Der Roman besitzt zwei Protagonisten: Millie und William. Millie ist wirklich extrem schüchtern und es gelingt der Autorin diesem Charakterzug im gesamten Roman konsequent treuzubleiben. Man nimmt Millie ab, dass sie sich mit Menschen sehr schwertut. William hingegen ist nach außen der Bestsellerautor, dem die Frauen zu Füßen liegen, aber im Inneren hat er seine Dämonen, mit denen er zu kämpfen hat. Auch ihn fand ich authentisch präsentiert. Durch Millies zurückhaltende Art ist leider nicht nur ihr Part etwas neutral geschrieben worden, sondern das ganze Buch wirkt etwas emotionslos und nüchtern. Das ist extrem schade, denn es beginnt wunderschön und die zarte Liebesgeschichte hätte mehr Potenzial gehabt mich zu berühren.

Ich fand aber besonders den Anfang des Buches sehr schön und Millie als Protagonistin interessant. Das Buch lässt sich gut lesen, da Pinnow einen flüssigen Schreibstil hat und neben schönen Auszügen aus dem Manuskript hatte sie auch ein paar schöne Ideen für ihre Figuren. Ich fand es nur etwas schade, dass am Anfang etwas als strafbar thematisiert wird und am Ende keiner mehr damit ein Problem hat und „DAS“ (keine nähere Bezeichnung um nicht zu spoilern) plötzlich im großen Stil gelebt wird. Das war für mich nicht stimmig. Außerdem verlaufen ein paar Handlungsstränge im Nichts und es hätte gerne mehr Auszüge aus dem Manuskript geben und mehr Zitate verteilt werden können. Ein paar mehr Seiten hätten dem Buch sicherlich gutgetan.

Fazit: Leider ist nicht nur Millies Part sehr zurückhaltend geschrieben, sondern auch der Rest des Romans ist nicht so bewegend oder emotional, wie es zur Geschichte gepasst hätte. Trotzdem macht es Spaß Millie zu begleiten, die Auszüge aus dem besonderen Manuskript zu genießen und die zarte Liebesgeschichte zu verfolgen. Daher vergebe ich trotzdem 4 Sterne.